[Feld] Über Sinn und Unsinn von „Feldstudien“

Was ist ein „Feld“ ?

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Flughafenfeld Tempelhof, Oktober 2015.

Man kommt nicht einfach so an einen Ort – oder in „ein Feld“ – wo man für eine begrenzte Zeit bleibt, um dort etwas zu finden und von dort mitzunehmen, was man hinterher in ein Buch oder eine Dissertation steckt. Das gilt insbesondere für Forscher, die sich mit sozialen Phänomenen beschäftigen, also einem inter-esse von Menschen, für deren Verständnis sie sich mit dem weiteren sozialen Kontext möglichst vertraut machen müssen. Daneben gibt es natürlich auch Forschungsfragestellungen, die das mehr oder weniger kurze Aufsuchen eines Archivs beinhalten können, von wo dann tatsächlich ein Datensatz mitgenommen und „in ein Buch gesteckt werden kann“ – wobei auch das nie ein klinischer Vorgang ohne soziale Interaktion ist, ganz zu schweigen von der unvermeidlichen Kontextualisierung der erhobenen Daten.

Genauso wenig, wie man von einem Ort, aus „dem Feld“, etwas wegnimmt und es in ein Buch steckt, geht man auch nicht wieder einfach so weg von jenem Ort, um dann wieder (oder erneut) woanders zu sein, ohne auf den Ort zurückzublicken. Zudem blicken und sprechen der Ort und seine Menschen – der Raum – zurück, sofern man es zulässt. Das Verhältnis zwischen Raum und Mensch ist kompliziert, weil es nicht „den Raum“ und „den Menschen“ gibt, sondern so viele unterschiedliche Perspektiven wie Menschen: während Istanbul für den einen eine verstopfte, unmenschliche Megacity mit rücksichtslosen Autofahrern und Fußgängern ist, ist es für den anderen eine geschichtsträchtige Stadt mit einmaliger Skyline an der Storchenroute, mit deren Menschen, Tieren und Beziehungen er sich verbunden fühlt, um nur zwei einfache Klischees zu nennen. Oder beides.

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Oststörche über Üsküdar auf dem Südflug, September 2015

Das, was den Raum eigentlich erst zum Raum macht, nämlich das örtlich gebundene und den einzelnen Ort doch überschreitende zwischenmenschliche Geflecht, ist so komplex, dass es sich der unmittelbaren Erfahrung oft entzieht. Durch die in meiner Forschung nicht ignorierbaren „sozialen Netzwerke“ wie Facebook, mit ihrer scheinbaren Grenzenlosigkeit und Gleichzeitigkeit, ihren manipulierbaren Newsfeeds und Raumeinstellungen, wird das ganze noch verkompliziert. Dazu kommt, dass Kommen und Gehen, wie in meiner jetzigen Situation, keine eindeutige Herkunft und Ankunft kennt, weil auch mein jetziger Wohnort Sarajevo, genau wie Istanbul (und eigentlich auch Berlin), Teil jenes „Feldes“ ist. Um ein bekanntes Bild Khalil Gibrans zu bemühen, offenbart sich der Berg dem Bergsteiger aus der Ferne in seiner ganzen Dimension anders als auf dem Gipfel, und wenn man die Metapher des Bergsteigers weiterdenkt, könnte man ebenso sagen, dass es auch einen Unterschied macht, ob man den Gipfel zum ersten Mal besteigt, oder ob man sich unterwegs an bereits bekannten Wegmarken orientieren kann. In meinen „Feldstudien“ geht es allerdings, genau wie in Gibrans Metapher des Berges, nicht nur um den physischen Ort, sondern um einen sozialen Kontext. Reisen, Rückreisen, Feldstudien bieten Gelegenheit und Notwendigkeit zur Reflektion, um sich der eigenen Rolle im sozialen Kontext, und damit über den Kontext insgesamt, nach Kräften und Möglichkeiten bewusst zu werden. Abstand ist also ebenso unentbehrlich wie Nähe.

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Bei Tjentiшte im Sutjeska-„Nationalpark“ (einem der Nationalparks ohne Nation), Ostbosnien, März 2016

Aber was ist eigentlich ein sozialer Kontext? Worin besteht die Relevanz der Raumerfahrung für einen Forscher, der für den Zweck seiner Forschung einen oder mehrere Ortswechsel mit längeren Aufenthalten außerhalb seines gewohnten Umfelds unternimmt? Worin bestehen die Kosten, der Verlust, und der angestrebte Gewinn? An dieser Stelle sollte ich zuerst über mein persönliches Verhältnis zum sozialen Raum reflektieren, in dem ich mich (nicht) aufhalte: meine Berliner Wohnung ist bereits im zweiten Jahr untervermietet, und das Leben aus dem schnell wieder gepackten Koffer ist gewissermaßen mein Dauerzustand. Ob ich meine Familie in Deutschland, meine Berliner Freunde, meine schöne Dachgeschossswohnung, Radfahrten durch die urbane Steppe des Flughafen Tempelhofs, die Graduate School, die Uni, meine Kolleginnen und Kollegen vermisse, frage ich mich – ich gebe es zu – nicht gerade jeden Tag. Zu sehr bin ich beschäftigt mit der Gestaltung meines Alltags an dem Ort, wo ich mich aufhalte. Häufig werde ich das allerdings von anderen gefragt, wie zum Beispiel von meiner Istanbuler Freundin F., deren Familie für mich einen inzwischen quasi familiären Stellenwert einnimmt: Ob ich denn Berlin gar nicht vermisse? Wie man denn nur die ganze Zeit unterwegs sein kann?

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Urbane Steppenlandschaft zwischen Berlin Neukölln und Tempelhof, Februar 2016

Ich will nicht herzlos klingen, aber viele mit mein versehene Bindungen sind im Moment weniger „relevant“ für mich. Das alles hat seinen sozialen Preis, wobei das Produkt, also Gewinn und Verlust dieses Handel(n)s, in diesem Moment nicht eindeutig festmachbar sind. Wie könnte man auch den „Wert“ einer, mehrerer Beziehungen beziffern? Wie sollte ich zum jetzigen Zeitpunkt meiner Forschungen schon das Forschungsergebnis in seiner Gesamtschau bewerten können? Dazu kommt eine Frage, die mich in letzter Zeit immer stärker beschäftigt: welche Relevanz wird meine Forschung haben, angesichts des Weltenbrands, von dem die Migrationen meines Dissertationsthemas allenfalls ein Vorbote waren? Was bedeutet der sich zuspitzende, katastrophische Progress, den ich in der Türkei spätestens seit dem Juni 2015 beobachte, für das Verhältnis zwischen Raum, Forschenden – also nicht nur mir, sondern auch anderen Forschenden – und der damit unmittelbar in Zusammenhang stehenden Fragestellung, der ich nachgehe? Wie gehe ich mit Erkenntnisfragmenten um, ohne zu vorschnellen Schlüssen zu gelangen? Welches Handeln ist angezeigt, während Kolleginnen und Kollegen in der Türkei eingesperrt werden, Studenten ihren Dozenten freie Rede und kritische Fragestellungen verbieten, und jede Ein- und Ausreise zunehmend von unguten Gefühlen begleitet wird?

Um all diesen Fragen näher zu kommen, lohnt es sich dennoch, sich über Reflektionen zum Verhältnis von räumlicher Nähe, Abstand und Beziehung, zuerst „intimen“ und familiären, sodann forschungsrelevanten Verhältnissen anzunähern. Ich will im folgenden deshalb zuerst noch ein paar weitere, persönliche Reflektionen ausführen. Ebensowenig will ich ausblenden, dass Istanbul (und die Türkei insgesamt) im Moment kein Ort ist, an den ich einfach nur mit Behagen zurückgekehrt bin, wie der übernächste Abschnitt „Istanbul revisited“ vielleicht zuerst suggerieren mag; durch die sich überschlagenden Ereignisse, wie die nicht abreißende Serie von Anschlägen auf Menschenleben, bürgerliche und akademische Freiheiten in der Türkei, ist es eine unausweichliche Herausforderung, auch darauf einzugehen, wobei ich dafür einen gesonderten Beitrag schreiben muss.

Abwesend sein heißt anwesend sein

Eine meiner engsten Berliner Freundinnen, die bekannt ist für ihre unerschrockene Ehrlichkeit und Direktheit, hat mir bei meinem letzten Besuch in Berlin gesagt, ich werde immer irrelevanter für sie, je weniger ich mich in Berlin aufhalte. So ein Satz setzt natürlich erst einmal zu. Das habe nichts mit unserer eigentlichen Verbundenheit und unseren Sympathien und Emotionen zu tun, wie sie sagt; es sei nur so, dass ich durch meine Abwesenheit stärker der Freund aus der Vergangenheit bin, mit dem sie vor 15 Jahren ein Jahr als Freiwillige in Bosnien verbracht hat, als dass ich eine reale Rolle in ihrem gegenwärtigen Leben einnehme. Sie hat Recht. Das ändert sich auch nicht wesentlich, indem ich zwei, drei Mal im Jahr in Berlin bin, wo wir zusammen sitzen und Rotwein trinken, und wiederum zuerst über alte, geteilte Geschichten und Beziehungen sprechen, um uns dann – einander mehr oder weniger verstehend – über das Gegenwärtige auszutauschen. Gegenwärtiger als unser von einander entfernter Alltag ist also unsere geteilte Vergangenheit. Dieses einzelne Beispiel – und es ließen sich viele weitere hinzufügen, wie mein vierjähriger Neffe, der bei jeder Begegnung größer ist als vorher – deutet auf einen häufig ausgeblendeten Aspekt der Feldforschung und längeren „Abwesenheit“ des Forschers hin, über den in der Dissertation kaum etwas zu lesen sein wird: man geht, neben allem Zugewinn, soziale Risiken ein. Nun habe ich aber aus freien Stücken entschieden, noch ein zweites Jahr der „Feldstudien“ in Sarajevo anzuhängen, und ich will mich über diese einmalige Gelegenheit auch gar nicht beklagen. Ganz im Gegenteil.

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Freiwillig in Neum (BiH), irgendwann 2001 auf Almas Balkon

Hier zu sein – in diesem Fall in Istanbul und in Sarajevo, denn an beiden Orten entsteht dieser Text – versorgt mich mit Arbeit, es beschäftigt mich andauernd, und hier zu sein erinnert mich in vielerlei Hinsicht an meine Freiwilligenzeit in Bosnien (2000-2002) und meinen ersten längeren Istanbul Aufenthalt als Austauschstudent an der Istanbul Universität (2006-2007). Beide Orte, Sarajevo und Istanbul, schaffen es, mich zu inspirieren und anzutreiben, und sie sind schließlich auch nicht wahllos zueinander in Beziehung gesetzt. Das inzwischen lieb gewonnene Elias’sche Bild des Forschers als Kapitän eines altertümlichen Segelschiffes ist mir zu einem verlässlichen Bezugspunkt geworden, ganz besonders in Momenten, in denen die wichtige Frage auftaucht, ob ich in Beziehung setze, oder ob die vorhandene Beziehung mich steuert. Dem Elias’schen Bild zufolge ist jedenfalls der Forscher ein Suchender und Reisender auf einem Ozean, der sein Schiff zwar steuert, aber auch getrieben ist, weshalb er ohne Karte nicht zurechtkommt. Auf meine Situation trifft das sehr gut zu. Man braucht auf dieser Reise also einen theoretischen Bezugsrahmen, wie das Erfassen menschlicher Zusammenhänge als „Figurationen“ oder lange Interdependenzketten, worauf ich hier nicht ausführlich eingehen kann; Die Orientierungspunkte auf der theoretischen Karte können versinnbildlicht als Ankerpunkte dargestellt werden, wo man fischt, taucht, an Land geht, oder einen Sturm abwartet. „Man“, davon abgesehen, ist eigentlich ein problematischer Satzanfang, wie im ersten Satz dieses Textes: eine unvollständige, (pseudo-)wissenschaftliche Perspektive; schreibt man „man“, blendet man (aus), was zunächst verständlich erscheinen mag, besonders im wissenschaftlichen Schreiben, wo man sich beständig durch Verheckungsstrategien (hedging) schützt, Distanz und Objektivität suggeriert. Wie Elias warnt, hat die Übernahme positivistischer Kategorien aus der Naturwissenschaft in die Sozialwissenschaften zur Illusion von Objektivität geführt. In sozialen Konstellationen, so seine Kritik, sei das aber untauglich und irreführend. Im Prinzip heißt es deshalb richtiger: ich bin an einen Ort gegangen. Um dort für einige Zeit zu bleiben und zurecht zu kommen, brauche ich wiederum menschliche Beziehungen, die ich woanders riskiere. Ich kann also als Forscher nicht einfach „über“ eine Figuration schreiben, so wie ich das mit Norbert Elias’ Figurationsanalyse vorhatte, ohne selbst Teil der Figuration zu werden, so wie der Kapitän eines Schiffs auf dem Ozean eine Beziehung mit den Gestirnen eingehen muss, um nicht verloren zu gehen oder Schiffbruch zu leiden. Ich muss zu einem Grad Teil der Figuration werden, was finanziell, sozial, sprachlich bewältigt werden will, aber auch der Reflektion bedarf, wie es das Forschungstagebuch und Texte dieser Art ermöglichen.

Nun bin ich alles andere als verloren. Ich habe Beziehungen nach Istanbul, zu Istanbulerinnen und Istanbulern, zwischen Istanbul und Sarajevo; es gibt bekannte Ankerplätze in Sarajevo, es gibt sie im Sandžak, zwischen dem Sandžak, Sarajevo, Istanbul, Kosovo, Serbien, Makedonien, und natürlich nach Berlin; es gibt unzählige Begegnungen und Gespräche, die dennoch gezählt sind, weil alle Begegnungen an diesen Orten einzigartig sind. Die Einzigartigkeit dieser Gespräche habe ich oft aufgenommen, und werde sie als Quelle benutzen können, was noch immer als strittige Vorangehensweise unter Historikern gilt, oft zurecht. Hier will ich aber eher überblickend über einen kurzen Ausschnitt schreiben: über meinen erneuten Aufenthalt in Istanbul, den ich als sehr dicht erlebt habe. Um es gleich vorweg zu nehmen: dieser Istanbul-Aufenthalt bestand weniger darin, neue Interviews zu führen, neue Forschungsergebnisse in Form von Tonaufnahmen, lokaler Geschichtsschreibung, Privatarchivalien etc. zu erheben, als darin, zurück zu kommen, Rückmeldungen und (Un-)Sicherheiten entgegen zu nehmen, meine Fragestellungen erneut zu prüfen, und um nach der sich immer wieder verändernden Relevanz des Themas und des Kontexts zu fragen.

Istanbul „revisited“

Nach wenigen Monaten nach Istanbul zurück zu kommen war, trotz der beunruhigenden Entwicklungen in der Türkei, ein behagliches Gefühl: dort so viele bekannte Gesichter wieder zu sehen, Gespräche zu führen, Feedback anzunehmen und abzugeben, gemeinsam Zeit zu verbringen, alleine Orte aufzusuchen, wie die noch nestwarme Bibliothek in Üsküdar (İSAM). Es hat sich generell kein Gefühl von Fremdheit eingestellt – ganz im Gegenteil. Ich fühlte mich wirklich sehr gut – nach der ambivalenten, winterlichen Klausur in Sarajevo, aus der ich mich aber dank des fast dreiwöchigen Besuchs eines Freundes aus Istanbul endlich verabschieden konnte. Der gefühlt endlose Rückzug in die Grbavica-Wohnung, während Sarajevo in giftigen Smog verhüllt war, hat mich zwar dazu bewegt, sehr viel zu lesen, zu denken und zu schreiben; ich muss aber auch feststellen, dass alles eine Prise balancierter hätte verlaufen dürfen.

In Istanbul bin ich die ganze Zeit bei J. und I. untergekommen, die beide aus Serbien kommen, und seit über vier Jahren in der Türkei studieren und arbeiten. Ursprünglich hatte ich vor, ihre Gastfreundschaft nur für ein paar Tage anzunehmen, um ihnen nicht zur Last zu fallen. Ehrlich gesagt hatte ich auch Bedenken, die ganze Zeit über Serbisch/Bosnisch sprechen zu „müssen“ oder zu können, weil ich in der Türkei immer darauf achte, Türkisch zu sprechen. Auf das Thema Sprache (und Narzissmus) werde ich an anderer Stelle noch zurückkommen, um hier vorerst festzuhalten, dass die ständigen Sprachwechsel in Istanbul (und bereits in Sarajevo) dazu geführt haben, dass ich diesen Text auf Deutsch schreibe. Meine Gastgeber wehrten sich gegen jeden Versuch meinerseits, mich irgendwo anders hin zu verlagern. Wenn ich etwas über den „Balkan“ verallgemeinern will, dann die Großzügigkeit „balkanischer“ Gastfreundschaft, auch wenn ich mir selbstverständlich darüber im Klaren bin, dass ein Nehmen auch immer ein Geben impliziert, so unausgesprochen es auch bleiben wird. Aber ich muss sagen, dass ich nicht das Gefühl hatte, sie gestört zu haben. So hatte ich die ganze Zeit über einen ruhigen Ort, von dem aus ich mich ins Istanbuler Getümmel stürzen, und an den ich zurückkehren konnte. Ich bin beiden sehr dankbar dafür.

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Blick von Üsküdar auf den Bosporus, Februar 2016

F. und C. mit ihrer dreijährigen Tochter Z., meine „Familie“ in Istanbul, aber auch A., C., M., Ce., P., H. – sie alle haben mich eingeladen, und all diese Einladungen waren ernst gemeint. F. und C. waren sogar ein wenig enttäuscht, dass ich ihre Gastfreundschaft nicht angenommen habe. C. war mein Türkischlehrer während meines ersten längeren Istanbul-Aufenthalts 2006-2007, und inzwischen verbindet uns eine enge Freundschaft. Das beste ist, dass C. mich wirklich immer versteht, oft bevor ich mein zu sagendes noch gesagt habe, was andere Gesprächsteilnehmer manchmal sogar etwas verwirrt. Aber er kannte „mein“ Türkisch schon zu Zeiten, als ich türkische Nebensätze mit ihren ungewohnten, deklinier- und konjugierbaren Partizipkonstruktionen nicht ohne weiteres in gesprochene Sprache umsetzen konnte, so dass er oft ahnt, was sich in meinem Kopf abspielt.

Allerdings überkam mich schon ein leichtes hüzün, als ich mit dem Dolmuş an der Selimiye Mahallesi vorbei gefahren bin, wo ich bis Oktober gewohnt habe, um mich mit meinem ehemaligen Mitbewohner M. in Kadiköy zu treffen. M. ist inzwischen nach Berlin ausgewandert, und hielt sich nur zufällig gleichzeitig in Istanbul auf, wo er noch ausstehenden Papierkram erledigen muss. Wir beide hatten uns letztes Jahr an einander gewöhnt und angefreundet, und zu dieser Gewohnheit gehörte in erster Linie unsere geteilte Wohnung, die es jetzt nicht mehr gibt. Die Kraft der Gewohnheit ist mir eigentlich erst richtig aufgefallen, als ich ab November anfing, alleine die Grbavica-Wohnung in Sarajevo zu bewohnen. Mein Mitbewohner, meine Mahalle. Habe ich in der Einleitung nicht gerade noch davon geschrieben, dass mit mein versehene Bindungen momentan weniger relevant für mich sind? So einfach ist es nicht.

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