[Klima] Die Tropische Zone ist zusammengebrochen (I)

Was bringt es, den Ventilator richtig in der Nähe des Schreibgeräts zu platzieren? Soll man die Nachrichten überhaupt lesen? Muss man seiner täglichen Bildungs- und Reflexionspflicht nachkommen? Über Nachrichten, in denen ein wachstumsideologischer Finanzminister vorkommt, der völlig abgekoppelt von der Wirklichkeit auf einem ganz anderen Planeten zu leben scheint? Wozu das ganze schreckliche Meinungselend der … Mehr [Klima] Die Tropische Zone ist zusammengebrochen (I)

[Bosnia] Buch & Blog Bosnien in Berlin: erstes Teamtreffen und verlängerte Frist für Abstracts

Die Redaktion und das Team von Bosnien in Berlin (es fehlt Snežana Stanković) haben sich pandemiebedingt gestern, den 1. Juli 2021 zum ersten Mal „in echt“ in der Besetzung auf dem Bild getroffen; Nadira und Thomas sind sich sogar das erste Mal überhaupt bewusst außerhalb eines Zoom-Raums oder Chats begegnet: Die Idee zum Buch- & … Mehr [Bosnia] Buch & Blog Bosnien in Berlin: erstes Teamtreffen und verlängerte Frist für Abstracts

[Pandemos] Garnichts (Flucht in den Grunewald)

Leichter Schlaf, frühmorgendliches Wach — dann wieder umdrehen. Den Wecker nicht respektieren: du bist nur ein Handy, dich drück‘ ich weg. Forcierte Wachträume: ich fahre durch ein Parkhaus für Spielzeugautos, alles auf Plastik, das könnte jetzt endlos so weitergehen. Bis das Kissen zu Stein wird. Ein plagendes Gewissen: dieses nicht gemacht, jenes nicht gemacht – aber alles gemacht haben wollen. Überhaupt, wollen: wo ein Wille, da ein Weg / wo kein Herr, da die Wege verschlungen. Bequem, daran zu denken, dass es ganz weit da draußen eine Whirlpoolgalaxie gibt: Spiralgalaxien, schwarze Löcher — um die sich vielleicht nicht alles dreht, die aber alles in sich ziehen. Wo ganze Sonnen zu Garnichts werden. Das Wetter graut, das Wetter komplementiert, und ich glaube nicht, dass der strahlend blaue Himmel der vergangenen Tage etwas wesentlich geändert hätte, hinter meinem schweren, roten Vorhang aus Kargradsamt. Ich denke manchmal daran, wie E. früher immer gesagt hat „ich friere mich“ anstatt „ich friere“; „meine Öhren“ anstatt „meine Ohren“, und wie E. gefragt hat „Stehst du nicht?“ anstatt „Stehst du nicht auf?“ Ich stehe also auf, und es besteht wieder Aussicht auf Kaffee, der zuerst schwer und alt durch seine Bialetti röchelt. Der riecht, der treibt erst in den Tag hinein. Wird es wieder ein Tag, an dem sich quasi gar nichts schafft? Von diesem gar nichts ist jener Anteil von Garnichts schon entfernt, der zwar gar nicht Garnichts ist — der aber so erscheint, weil ihn dir niemand anrechnet. Ich ahne freilich, dass es auf genau jenes Garnichts schwer ankommen könnte — kann und will aber wiederum gar nichts genaueres sagen. „Das möchte ich nicht“, sagt eine rheinische Kunstfigur, sitzt in ihrem Bett und trinkt Kaffee. Da schwinge ich mich aufs Rad, doch da sind überall Menschen, die auch nicht wissen, wohin sie mit sich sollen. Hat kein Club, hat kein Bar — hat aber auch kein Hemmung, hat kein Halten mehr. So quellen sie in die Klimaparks. Sie tun mir zwar beide leid, die Klimaparks, die Klimaleute: sie sind mir aber auch beide viel zu viel. Dazu das drohende, kommende Garnichts. Ich entfliehe ihm wenigstens vorher recht erfolgreich, für viereinhalb Stunden: es ist die Flucht in den Grunewald. Dort herscht ein anderes Klima, dort baden sie an, dort ist echter Wald, dort waldbaden sie. … Mehr [Pandemos] Garnichts (Flucht in den Grunewald)

[Klima] „Cemre havaya düştü“: über die Aussagekraft einer anatolisch-balkanischen Bauernregel während des Hochklimawandels

Was am 19. Februar 2021 mit dem Wetter in Deutschland geschehen ist, halte ich für absolut bemerkenswert. Andererseits war dieser naturräumliche Vorgang offensichtlich auch sehr schwer in (deutsche) Worte zu fassen: dies zeigt allein ein Blick auf die Tagespresse, wo immer wieder das völlig unangemessene, stereotypische Understatement eines Hauchs von Frühling bemüht worden ist.1 Es … Mehr [Klima] „Cemre havaya düştü“: über die Aussagekraft einer anatolisch-balkanischen Bauernregel während des Hochklimawandels

[Migration] Refugees and the public opinion

On Tuesday, 3. March 2020, thousands of demonstrators gathered in Berlin under the motto „Open the borders! Save lives! Fight fascism!“1 Obviously, the demonstration was a spontaneous and direct response to the developments at the Turkish-Greek border, and especially on the Aegean islands of Lesbos and Chios. There, refugees live in slum-like camps (Moria, e.g.). … Mehr [Migration] Refugees and the public opinion

[Yorum] [Berlin] Rasches Gedicht: Gedankenflughafen, Gedenkflughafen

Kalkış – Varış: Abflug – Ankunft: Zuerst Gedankenflughafen, dann Gedenkflughafen:Gedenkflughafen Yeşilköy (Atatürk). Die ‚traveling tropes‘: Zur Orientalin geschminkte Deutsche,Aubergine Strähnen auf schwarz gefärbtem Grund,Seidenhalstuch, Kupferarmreifen, „Teint“;Vom Teppichrau dunkel gegrindete Stirnen,Arabische Männer in Hedschas-Wear,Sarigewandete Inderinnen beim Flughafenpicknick.Der Transkontinentalscheitel der Reise ist erreicht.Greinende Kinder zürnen ihrer Anne;Rucksackamerikaner im Sportstudio-Body,Frage aus dem Off: „Will there be water?“Sich für … Mehr [Yorum] [Berlin] Rasches Gedicht: Gedankenflughafen, Gedenkflughafen

[Yorum] [Berlin] BVG-Streik, istanbuleske Verkehrsverhältnisse und ein Dialog mit der Nazi-Ampel

Dreivier Sätze zum BVG-Streik, zur Nazi-Ampel am Columbiadamm, zu den istanbulesken Verkehrsverhältnissen am heutigen Tag. Ich beginne an der „Nazi-Ampel“, weil mir diese Gedanken heute dort anfingen, zur Stirn zu steigen; um sich über einen unmotorisierten Ausritt in den Tiergarten schließlich zu einem Pamphlet-Entwurf zu versteigen, dessen Hintergrundgedanken auch irgendwo, viel weiter unten in diesen … Mehr [Yorum] [Berlin] BVG-Streik, istanbuleske Verkehrsverhältnisse und ein Dialog mit der Nazi-Ampel

[Dissertation] The discoursive ‚running to and fro‘ between Sarajevo and Istanbul: a Bosniak-Turkish communicative figuration in the context of gentrificating the Ottoman hinterland

  Research Question My central research question is how the experience and collective memory of (mostly forced) Muslim refugeeness — known as muhacirlik in Turkish — is interrelated with the rehabilitation and gentrification of the Ottoman past in significant parts of the political and societal sphere of Turkey and the „Western Balkans“ in the past … Mehr [Dissertation] The discoursive ‚running to and fro‘ between Sarajevo and Istanbul: a Bosniak-Turkish communicative figuration in the context of gentrificating the Ottoman hinterland

[Prigovor Savjesti] Traurige Tropen der Balkanroute (II)

Als ich mit diesem Beitrag begann, schrieben wir Februar 2016 und ich saß in einem deutschen Zug. Ich hielt mich damals eigentlich bereits seit November 2015 zu einem zehnmonatigen Forschungsstipendium der Europäischen Kommission in Sarajevo auf, wo ich dank der Einladung durch Professor Husnija Kamberović an das Institut für Geschichte (Institut za Istoriju) der Universität … Mehr [Prigovor Savjesti] Traurige Tropen der Balkanroute (II)

[Foto] İkibinonbeş’e elveda

Alle hier gezeigten Fotos sind von mir selbst 2014/2015 aufgenommen worden. Tüm aşağıdaki fotoğraflar benden. Çoğunlukla İstanbul saha araştırma zamanında (2015) çekildi, bazıları ise da önce veya sonrasından. Bu fotolarla 2015’e elveda söyleyim dedim, ki bu sene tecrübe, gezi, etki, sahneler dolu bir yıl olmuş geriye baktığımda. Kısaca, açıklamalarını Türkçe vermeye çalışacağım, hatalarıma da kusura … Mehr [Foto] İkibinonbeş’e elveda

[Feld] [Migration] Traurige Tropen der Balkanroute: Flucht und Weltverlust der 1990er und 2014

Vor einem Jahr, im Spätherbst 2014, begab ich mich auf eine zweimonatige Forschungsreise durch Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Kosovo, Makedonien und Serbien. All diese jungen südosteuropäischen Länder hatten während des kurzen Interregnums der 1990er Jahre einen regelrechten Weltverlust erlitten – zu einer Zeit, in der entscheidende Weichen in meinem Leben gestellt werden sollten. Dieser „Verlust von Welt“, … Mehr [Feld] [Migration] Traurige Tropen der Balkanroute: Flucht und Weltverlust der 1990er und 2014