[Presse] Iran und Russland: Wie Demokratien Autokratien fördern (Artikel in der Berliner Zeitung, 20.10.2022)

Wie lässt sich erklären, dass demokratische Regierungen durch Autokratieförderung an dem Ast sägen, auf dem sie sitzen? Über Autokratieförderung durch Demokratien, die dadurch ein Gefüge stärken, das sie langfristig selbst schwächt, habe ich am historischen Beispiel Irans und dem aktuellen Falls der Russländischen Föderation einen Artikel für die Berliner Zeitung verfasst, der am 20.10.2022 veröffentlicht … Mehr [Presse] Iran und Russland: Wie Demokratien Autokratien fördern (Artikel in der Berliner Zeitung, 20.10.2022)

[Presse] Artikel über Neopopulismus in Свободна Европа (23.12.2022)

Mein Artikel Autokratisches Lernen: Parallelen des russischen und türkischen Neopopulismus in den Südosteuropa Mitteilungen (5-6/2022) hat schnell Wiederhall in der bulgarischen Presse gefunden. Die Journalistin Diana Ivanova hat Teile des Textes ins Bulgarische übersetzt und darüber einen Beitrag für Svobodna Evropa (Свободна Европа / Radio Free Europe / Bulgarien) verfasst, der am 23.12.2022 veröffentlicht wurde. … Mehr [Presse] Artikel über Neopopulismus in Свободна Европа (23.12.2022)

[Yorum] Sagt die junge Säge zur alten Dame: Über eine Fahrt ans Ende des Jahres.

Das Jahr endet mit einem rite de voyage: Kurz vor den Hochfesten fahren die Leute durchs Land. Es wird Weihnachten, und da fährst auch du ins Francorum. Natürlich war mit einer Bahnverspätung um 30 Minuten locker zu rechnen: geschenkt. Wir bitten um Entschuldigung, sagt die Bahn. Danke, das Ticket hat 90 Euro gekostet, denkt sich … Mehr [Yorum] Sagt die junge Säge zur alten Dame: Über eine Fahrt ans Ende des Jahres.

[Bosnia] Sevdah und die Würdigung schrankenlosen Sentiments

Bisher habe ich den vollständigen Text meines erheblich umgearbeiteten Blogposts über Sevdah, Sevdalinka und den Sarajevoer Künstler Damir Imamović auf meiner Homepage noch nicht veröffentlicht, sodass er bisher Leser:innen der Südosteuropa Mitteilungen 5 (2020) der Südosteuropa-Gesellschaft vorbehalten war. Dort war er als Kultur-Essay vor fast genau einem Jahr erschienen, und zwar unter dem Titel Über die Sevdah, den bosnischen Künstler Damir Imamović und die Würdigung „schrankenlosen Sentiments“. In den folgenden Abschnitten kann die Einleitung gelesen sowie im Anschluss der gesamte Essay als PDF heruntergeladen werden. Ich plane außerdem, ihn auf der Seite unseres Buch & Blogs Bosnien in Berlin zu veröffentlichen, weil es dort noch in anderen Zusammenhängen — und aus der Feder mindestens einer anderen Autorin — um Sevdah gehen wird. Auch im Projekt Hermannova ist die Sevdah ein beachtenswertes Phänomen: neben dem urbanen, kosmopolitischen Berlin-Neukölln geht es dort auch um das rurale, multiethnische, bosnische Krivajatal. In den dortigen Traditionen und Alltagspraktiken kommt es neben dem eher abgetrennten, kulturellen Nebeneinander auch zu zahlreichen Zusammenflüssen, Synkretismen und ‚Hybridität‘. Letztere ist auch das Hauptmerkmal von Sevdah, weshalb ich sie auch als das bosnische Genre schlechthin bezeichnen würde. Ich will hinzufügen, dass mich in dieser Hinsicht auch die „Lieder der Kafana“ (kafanske pjesme) zu einem eigenen Beitrag reizen, worüber hoffentlich noch zu schreiben und lesen sein wird; die Schnittmenge der Kafana-Lieder mit den Sevdalinke sowie mit der Romska Muzika (der Musik der Roma) wird in diesem Essay zwar angesprochen, verdient aber zweifellos weitere Vertiefung. Vor dem PDF-Link ganz unten in diesem Beitrag füge ich im Folgenden den Einleitungstext ein. Für Fragen, Hinweise, Kommentare etc. findet sich unter den Fußnoten ein Kontaktformular. Falls Euch der Beitrag gefällt, freue ich mich, wenn Ihr ihn mit potenziellen weiteren Interessierten in Euren Netzwerken teilt. Mein besonderer Dank gilt Damir Imamović, dessen öffentliche Lesung über die zehn meist verbreiteten Irrtümer über Sevdah (s. Beitrag) zentral für diesen Essay war. … Mehr [Bosnia] Sevdah und die Würdigung schrankenlosen Sentiments

[Francorum] Ima neka tajna veza: so eine geheime Verbindung

Ima neka tajna veza ist der Titel eines sehr jugoslawischen Songs, den ich erst in den 1990er Jahren kennengelernt habe, zur Zeit des Bosnienkrieges, als immer mehr Kassetten und CDs aus der zerschossenen Jugosphäre zu uns kamen. Damals kam auch die blaue Bijelo Dugme CD. Der Song Ima neka tajna veza wurde auch, aber nicht … Mehr [Francorum] Ima neka tajna veza: so eine geheime Verbindung

[Yorum] Die 90er sind vielleicht zurück: als musikalischer 99-Pfennig-Shop

Ich war — wie könnte es bei einem ‚Garip‘ auch anders sein — ein extrem merkwürdiger Teenager, der von seinen Lehrern gefürchtet wurde: zum Beispiel hörte ich auch ziemlich viel merkwürdige Jugo-Mukken, sammelte nordafrikanische Raï-Kassetten aus Frankreich, ging in die amerikanische Rap-Disko, trug zur Provokation der Mit-Gymnasiastinnen aus ihren Klassik-hör-und-spiel-Familien — „Ömmes, wie siehst du denn schon wieder aus“ — Goldkettchen, Knöpf-Jogginghose und hielt „in geschlossenen mitteleuropäischen Räumen meinen Kopf bedeckt“, und zwar mit einer als „nicht-mitteleuropäisch“ empfundenen, runden Mütze (ohne Schild) — und zwar jahrelang, „wie es sich für Mitteleuropa nicht geziemt, und das möchten wir auch nicht“. Doch, genau das mochte ich — und etwas anderes zu mögen, mochte ich mir halt noch nie vorschreiben lassen. That won’t happen. … Mehr [Yorum] Die 90er sind vielleicht zurück: als musikalischer 99-Pfennig-Shop

[Literatur] „Fang den Hasen“ von Lana Bastašić

Neben den unterschiedlichen Topoi Bosnien und Europa sowie der Reise zwischen beiden — sowohl geographisch, als auch autobiographisch — ist das Backend des Buches von großer Tiefe. „Fang den Hasen“ kann auch als Jagd nach einer Beziehung und einer Freundschaft zwischen zwei Frauen gedeutet werden, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Eigentlich scheinen beide sich permanent misszuverstehen, wobei Lejla über Sara dominiert und vieles in der Beziehung unausgesprochen bleibt. Bis Wien traut sich Sara nicht, nach Armin zu fragen, weil es jenen Zwischenfall gegeben hat, als Sara ihn quasi nebenbei für tot erklärt hat. Doch Armin ist für Lejla nicht tot: er ist verschwunden. Damit behandelt das Buch, wenn auch subtil, das Thema der Verschwundenen des letzten Krieges, und die Schwierigkeiten, mit denen Angehörige leben müssen, die nicht wissen, was mit ihren Verwandten und Freund*innen passiert ist. … Mehr [Literatur] „Fang den Hasen“ von Lana Bastašić

[Pandemos] Garnichts (Flucht in den Grunewald)

Leichter Schlaf, frühmorgendliches Wach — dann wieder umdrehen. Den Wecker nicht respektieren: du bist nur ein Handy, dich drück‘ ich weg. Forcierte Wachträume: ich fahre durch ein Parkhaus für Spielzeugautos, alles auf Plastik, das könnte jetzt endlos so weitergehen. Bis das Kissen zu Stein wird. Ein plagendes Gewissen: dieses nicht gemacht, jenes nicht gemacht – aber alles gemacht haben wollen. Überhaupt, wollen: wo ein Wille, da ein Weg / wo kein Herr, da die Wege verschlungen. Bequem, daran zu denken, dass es ganz weit da draußen eine Whirlpoolgalaxie gibt: Spiralgalaxien, schwarze Löcher — um die sich vielleicht nicht alles dreht, die aber alles in sich ziehen. Wo ganze Sonnen zu Garnichts werden. Das Wetter graut, das Wetter komplementiert, und ich glaube nicht, dass der strahlend blaue Himmel der vergangenen Tage etwas wesentlich geändert hätte, hinter meinem schweren, roten Vorhang aus Kargradsamt. Ich denke manchmal daran, wie E. früher immer gesagt hat „ich friere mich“ anstatt „ich friere“; „meine Öhren“ anstatt „meine Ohren“, und wie E. gefragt hat „Stehst du nicht?“ anstatt „Stehst du nicht auf?“ Ich stehe also auf, und es besteht wieder Aussicht auf Kaffee, der zuerst schwer und alt durch seine Bialetti röchelt. Der riecht, der treibt erst in den Tag hinein. Wird es wieder ein Tag, an dem sich quasi gar nichts schafft? Von diesem gar nichts ist jener Anteil von Garnichts schon entfernt, der zwar gar nicht Garnichts ist — der aber so erscheint, weil ihn dir niemand anrechnet. Ich ahne freilich, dass es auf genau jenes Garnichts schwer ankommen könnte — kann und will aber wiederum gar nichts genaueres sagen. „Das möchte ich nicht“, sagt eine rheinische Kunstfigur, sitzt in ihrem Bett und trinkt Kaffee. Da schwinge ich mich aufs Rad, doch da sind überall Menschen, die auch nicht wissen, wohin sie mit sich sollen. Hat kein Club, hat kein Bar — hat aber auch kein Hemmung, hat kein Halten mehr. So quellen sie in die Klimaparks. Sie tun mir zwar beide leid, die Klimaparks, die Klimaleute: sie sind mir aber auch beide viel zu viel. Dazu das drohende, kommende Garnichts. Ich entfliehe ihm wenigstens vorher recht erfolgreich, für viereinhalb Stunden: es ist die Flucht in den Grunewald. Dort herscht ein anderes Klima, dort baden sie an, dort ist echter Wald, dort waldbaden sie. … Mehr [Pandemos] Garnichts (Flucht in den Grunewald)

[Pandemos] Mittendrin: wie einer Freiwilligenkollegin die Zeit ausging. In memoriam Meike († 3.2.2005)

Meike Schneider ist am 3. Februar 2005 viel zu früh gestorben — vor inzwischen bereits unglaublichen 16 Jahren. Alle FreiwilligenkollegInnen von früher werden sich aber mit Sicherheit noch „wie gestern“ an Meike erinnern. Ich will einerseits ein paar Erinnerungen teilen, doch der eigentliche Anlass für diesen Beitrag (neben dem 16. Jahrestag) sind zwei Zitate aus … Mehr [Pandemos] Mittendrin: wie einer Freiwilligenkollegin die Zeit ausging. In memoriam Meike († 3.2.2005)