[Presse] Iran und Russland: Wie Demokratien Autokratien fördern (Artikel in der Berliner Zeitung, 20.10.2022)

Wie lässt sich erklären, dass demokratische Regierungen durch Autokratieförderung an dem Ast sägen, auf dem sie sitzen? Über Autokratieförderung durch Demokratien, die dadurch ein Gefüge stärken, das sie langfristig selbst schwächt, habe ich am historischen Beispiel Irans und dem aktuellen Falls der Russländischen Föderation einen Artikel für die Berliner Zeitung verfasst, der am 20.10.2022 veröffentlicht... Continue Reading →

[Presse] Artikel über Neopopulismus in Свободна Европа (23.12.2022)

Mein Artikel Autokratisches Lernen: Parallelen des russischen und türkischen Neopopulismus in den Südosteuropa Mitteilungen (5-6/2022) hat schnell Wiederhall in der bulgarischen Presse gefunden. Die Journalistin Diana Ivanova hat Teile des Textes ins Bulgarische übersetzt und darüber einen Beitrag für Svobodna Evropa (Свободна Европа / Radio Free Europe / Bulgarien) verfasst, der am 23.12.2022 veröffentlicht wurde.... Continue Reading →

[NEOPOP] Kann nichts mehr getan werden? Überlegungen zum tipping point männerischer Regime

Auch dieser Morgen begann wieder mit einem bereits alltäglich gewordenen, dystopischen Alptraum -- und zwar in einem Podcast von DLF Kultur: Wiktor Jerofejews Blick in die Zukunft ist düster: „Dieser Krieg hat etwas Apokalyptisches: Er dauert Jahre oder führt zu einem Atomkrieg“, sagt der russische Schriftsteller. Wiktor Jerofejew im Gespräch mit Vladimir Balzer: „Russland ist... Continue Reading →

[Neue Medien] Plattformkapitalismus und Historiographie: warum sich Historikerinnen nicht heraushalten können

Ich habe meinen Blick die letzten Jahre über -- wachgeschreckt durch das, was sich mir im Forschungsprozess dargeboten hat -- verstärkt auf den betäubten Zustand der digitalen Mündigkeit in Deutschland gerichtet. Davor habe ich die Bedeutung von Digitalisierung für schier alles, was ich beruflich tue, sträflich unterschätzt. Ich hielt Digitalisierung in erster Linie für eine Angelegenheit der Informatiker:innen. Ist dies eine Art Déformation Professionelle? Oder hat es mit einem mangelnden Selbstvertrauen in die Möglichkeiten zu tun, sich als Geistes- und Sozialwissenschaftler selbst Wissen über die Prozesse der Digitalisierung aneigenen zu können. Ich war damit jedenfalls nicht allein, besonders nicht in meinem Berufsfeld. Ich kenne viele Geisteswissenschaftler:innen, Sozialwissenschaftler:innen und besonders Historiker:innen, die glauben, ihre Rolle sei eine andere; sie könnten ihr Berufsfeld relativ getrennt von der Digitalisierung beackern, die zwar in Gestalt nützlicher Technologien und Methoden -- Übersetzungssoftware, Zitierprogramme, Kommunikationstechnologie, Content Management, "Digital Humanities" -- dienlich sei, aber eben eher aus der Perspektive verständiger Konsument:innen. Und liegt das bei Historiker:innen nicht besonders nahe? Wieso sollten Historiker:innen nun Expert:innen werden über die Frage, wie ihr Berufsfeld grundlegend von der Digitalisierung transformiert wird? Die digitale Revolution wird manchmal für das Jahr 2002 angesetzt, das kaum eine Historiker:in als weit genug vergangen ansieht, als dass es als historisch zu gelten habe. Es ist das Jahr, von dem geschätzt wird, man habe erstmals einen Zustand erreicht, in dem die Hälfte aller menschlich produzierten Information nicht analog, sondern digital produziert worden ist. Wir wissen, was damit gemeint ist: die rasende Geschwindigkeit unserer Zeit. Die krasse Fülle von Information. Und damit komme ich zum untrennbar verbundenen Verhältnis zwischen Digitalisierung und Historiographie.

[Geschichte] Bosnien 1992 – Ukraine 2022: Zivilgesellschaftliche Antworten auf den Krieg

Am 7. April 2022 hat ein Bündnis aus sieben Partnerorganisationen ein Diskussionspanel in Berlin veranstaltet, auf dem es sowohl um den Jahrestag des Kriegsausbruchs in Bosnien-Herzegowina vor genau 30 Jahren als auch um den Angriffskrieg des Putin-Regimes auf die Ukraine 2022 ging. Zusammen mit Vertreter:innen aus Zivilgesellschaft, Forschung und Politik haben wir über unmittelbare Formen der Solidarität mit der Ukraine gesprochen, aber auch über Erfahrungswerte aus Bosnien (in Berlin). Dabei haben wir auch über Unterschiede und Gemeinsamkeiten beider Kriege und ihrer Folgen über Grenzen hinweg diskutiert.

[Politik] Müssen wir Oligarchie neu denken?

Sollte man das Wort ‚Oligarchie‘ nicht eigentlich noch einmal ganz anders, viel weiter denken? Von Oligarchen ist im Moment eigentlich permanent, aber nur im Zusammenhang mit Russland die Rede. Gemeint sind (hauptsächlich) Männer und ihre Clans, die außerhalb des politischen Prozesses stehen und trotzdem Teil eines Macht- und Herrschaftsverhältnisses sind, das oft politisch genannt, aber eigentlich genau das Gegenteil ist: es geht um Antipolitik im Sinne Hannah Arendts politischer Theorie. Ich frage mich, ob man wirklich nur die Putin hörigen russischen Oligarchen zu dieser Kategorie rechnen sollte -- oder ob unsäglich reiche und machtvolle Männer wie Elon Musk, Jeff Bezos, Mark Zuckerberg u.a. auch zu dieser Kategorie gerechnet werden sollten. Zwar stehen diese westlichen Magnaten nicht unter einem vergleichbaren "neozaristischen" Knebel wie die russischen Oligarchen -- doch ihre Gemeinsamkeit ist, dass sie außerhalb des politischen Prozesses agieren. Ein bizarres Beispiel dafür ist Starlink, das Satellitennetzwerk des Raumfahrtunternehmens SpaceX.

[NEOPOP] Vergleiche, Reflexe, Sanktionen: Abwägungen im Eifer des Gefechts

Vor ein paar Tagen bin ich mit einer Freundin in einen unerwartet intensiven Austausch geraten, der vielleicht solchen Situationen zueigen ist – was auch immer solche Situationen sein sollten: etwa Weltkriegsvorabende? Sie äußerte, dass sie gerade selbst überhaupt nicht wisse, was man machen könnte oder sollte. Im Eifer des Gefechts habe sie außerdem das Gefühl, in einem Meer unterschiedlicher Informationen, Meinungen, Denkwege und dazu noch begrenzter Verständnismöglichkeiten unterzugehen (Russisch, Ukrainisch). Was soll man dazu sagen? Mir geht es natürlich ähnlich. Ich meine nicht die Möglichkeit, sich an Soforthilfe für ukrainische Geflüchtete zu beteiligen, was jetzt sehr viele Freund:innen in Berlin und in ganz Europa tun und was ganz hervorragend ist. Ich meine, dass es jetzt darum gehen muss, zu verstehen, wie es soweit kommen konnte, und was dagegen zu tun ist. Ich versuche das über zweierlei Wege: erstens, indem ich andere Formen der Solidarität in Zuständen brachialer Gewalt betrachte, und zweitens über die Einbeziehung nicht-putinistischer Neopopulisten.

[NEOPOP] „Herausfinden, wo jetzt die eigene Verantwortung liegt“ (Grigori Judin)

Der russische Soziologe Grigori Judin wird hinsichtlich des Dilemmas, was jetzt zu tun ist – zumindest, wie ich es für mich verstehe – auf der gerade sehr wertvollen Seite Дekóder mit den folgenden Worten zitiert: "Das ist eine Frage ihrer Beziehung zu Gott. Wissen Sie, wir sind jetzt an einem Punkt, der bei allem, was daran einmalig ist, doch an die Ereignisse des 20. Jahrhunderts erinnert. Hannah Arendt hat dazu sehr richtig gesagt, dass es Zeiten gibt, in denen man sich eingestehen muss, dass man die Welt im Ganzen nicht ändern kann. Man muss herausfinden, wo jetzt die eigene Verantwortung liegt – was man tun muss, um weiter mit sich leben und in den Spiegel schauen zu können." Judin, der laut Дekóder am 24. Februar bei einem Antikriegsprotest in Moskau zusammengeschlagen worden ist, spricht hier Parallelen zu den Jahren 1938 und 1939 an. Seine historischen Argumente verdienen natürlich eigene Vertiefung -- aber ich sehe hier auch einen Hinweis auf die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts: genau wie damals ist heute, nur ein gutes Vierteljahrhundert später und anlässlich der Ukraine-Invasion durch das Putin-Regime Russlands, erneut von einer Zeitenwende die Rede.

[NEOPOP] Wladimir will Wolodymyr ermorden und die Öffentlichkeiten erheben sich

Anlass für diese Auseinandersetzung ist natürlich, dass Russland am vergangenen Donnerstag, den 24.2.2022 die Ukraine als souveränen Staat erneut angegriffen und unverhohlen damit gedroht hat, den ukrainischen Staat zu zerstören, auf den der russische Herrscher Wladimir Putin mit geschichtsrevisionistischen Thesen und imperialistischem Impetus als "Kleinrussland" Anspruch erhebt. Außerdem sei es seine Absicht, den Präsidenten und seine Familie... Continue Reading →

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