[NEOVOX] Rezension: Sibylle Bergs Dystopie GRM Brainfuck

GRM Brainfuck ist der erste Teil einer dystopischen Trilogie einer durch den Neoliberalismus heruntergewirtschafteten Welt. Die Hauptprotagonisten des Romans sind vier Jugendliche namens Hannah, Karen, Don und Peter. Ein ganz zentrales Thema in GRM ist das Überwachungssystem, das über Chips funktioniert, die den Menschen eingepflanzt werden, aber auch über die weitreichende Pazifizierung der Gesellschaft, die … Mehr [NEOVOX] Rezension: Sibylle Bergs Dystopie GRM Brainfuck

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[NEOVOX] Crisis of attention: vom Touchscreen in die Verwirrung

Mit dem Meinungskapitalismus ist noch ein weiteres Problemfeld eng verbunden, das der Historiker und Philosoph Justin E. H. Smith als Aufmerksamkeitskrise bezeichnet hat. Im Gegensatz zu Studien, die sich hauptsächlich mit den technischen Eigenschaften von Manipulation durch Plattform-Algorithmen beschäftigen, beschreibt Smith in seinem Essay die Folgen für die menschliche Urteilsfähigkeit, die aus Sucht, Abhängigkeitsverhältnissen und … Mehr [NEOVOX] Crisis of attention: vom Touchscreen in die Verwirrung

[NEOVOX] Was ist Plattform- und Meinungskapitalismus?

Der Begriff Meinungskapitalismus ist kein etablierter Begriff. Er wird im Open Science Projekt Neopopulismus.de in Anlehnung an den Begriff des Plattformkapitalismus verwendet, der ab ca. 2014 im deutschsprachigen Raum auftaucht und durch Nick Srnicek 2016 das erste Mal in seinem Buch Plattform-Kapitalismus theoretisch konzeptualisiert worden ist. In diesem ersten Beitrag wird der Zusammenhang zwischen der … Mehr [NEOVOX] Was ist Plattform- und Meinungskapitalismus?

[Heine-Projekt] 7 Sattelzeit, Holznot und Nachhaltigkeit: über die selten besprochenen Bergbaukenntnisse der Romantiker und andere Hintertreffen

Seit es die moderne Historiographie in Europa und über europäische Geschichte gibt (um die es hier geht), werden in ihr Periodisierungen vorgenommen. Diese Periodisierungen beziehen sich nicht ausschließlich auf die Ereignisgeschichte, sondern umfassen viele weitere gesellschaftliche Aspekte. Sie beziehen dabei jeweils Typisches für die entsprechende Periode, Ära, Epoche oder den Zeitabschnitt ein: So werden einer … Mehr [Heine-Projekt] 7 Sattelzeit, Holznot und Nachhaltigkeit: über die selten besprochenen Bergbaukenntnisse der Romantiker und andere Hintertreffen

[Presse] Iran und Russland: Wie Demokratien Autokratien fördern (Artikel in der Berliner Zeitung, 20.10.2022)

Wie lässt sich erklären, dass demokratische Regierungen durch Autokratieförderung an dem Ast sägen, auf dem sie sitzen? Über Autokratieförderung durch Demokratien, die dadurch ein Gefüge stärken, das sie langfristig selbst schwächt, habe ich am historischen Beispiel Irans und dem aktuellen Falls der Russländischen Föderation einen Artikel für die Berliner Zeitung verfasst, der am 20.10.2022 veröffentlicht … Mehr [Presse] Iran und Russland: Wie Demokratien Autokratien fördern (Artikel in der Berliner Zeitung, 20.10.2022)

[Presse] Artikel über Neopopulismus in Свободна Европа (23.12.2022)

Mein Artikel Autokratisches Lernen: Parallelen des russischen und türkischen Neopopulismus in den Südosteuropa Mitteilungen (5-6/2022) hat schnell Wiederhall in der bulgarischen Presse gefunden. Die Journalistin Diana Ivanova hat Teile des Textes ins Bulgarische übersetzt und darüber einen Beitrag für Svobodna Evropa (Свободна Европа / Radio Free Europe / Bulgarien) verfasst, der am 23.12.2022 veröffentlicht wurde. … Mehr [Presse] Artikel über Neopopulismus in Свободна Европа (23.12.2022)

[Articles] Autokratisches Lernen Parallelen des russischen und türkischen Neopopulismus (Südosteuropa Mitteilungen 5-6/2022)

Mein jüngster Artikel ist im Dezember 2022 im Open Access-Format in den Südosteuropa Mitteilungen der Südosteuropa-Gesellschaft erschienen. Darin untersuche ich Parallelen in der Entwicklung autokratischer Herrschaft in Russland und der Türkei. Anhand der Aktivitäten beider Regime auf dem Westlichen Balkan werden einige der wichtigsten Herausforderungen für die liberale Demokratie aufgezeigt, wobei drei Hauptthesen verfolgt werden: Erstens sind revisionistische, neopopulistische Regime mit den genuinen Interessen der liberalen Demokratie unvereinbar und stellen eine Herausforderung für die Forderung nach einer werteorientierten Außenpolitik dar, wie sie z.B. von Deutschland vertreten wird. Zweitens gibt es einen Kipppunkt in der autokratischen Entwicklung populistischer Regime, der übersehen werden kann – was funktionierende Partnerschaften zwischen beiden Regimen unmöglich und eine Rückkehr auf den Pfad der Demokratie unwahrscheinlich macht. Drittens dient das revisionistische Sendungsbewusstsein neopopulistischer Akteure sowohl in Russland als auch in der Türkei der Herrschaftssicherung, indem sie die öffentliche Zustimmung im In- und Ausland manipulieren. Der Beitrag schließt mit einem Plädoyer dafür, den revisionistischen Neopopulismus als solchen ernst zu nehmen, und plädiert für ein strategisches Umdenken in der Außenpolitik gegenüber neopopulistischen Regimen. … Mehr [Articles] Autokratisches Lernen Parallelen des russischen und türkischen Neopopulismus (Südosteuropa Mitteilungen 5-6/2022)

[Francorum] There is no there there, in Bamberg

Gertrude Stein ist unter anderem für diesen fantastischen Satz There is no there there berühmt geworden. Sie hat ihn produziert, nachdem sie nach langer Zeit nach Oakland zurückgereist ist: nicht einmal der Eukalyptusbaum und die Rosen waren noch so, wie sie früher einmal immer waren. Ich habe irgendwann früher darüber geschrieben. Ein Nicht-Ort, ein Utopos: … Mehr [Francorum] There is no there there, in Bamberg

[Klima] Die Tropische Zone ist zusammengebrochen (I)

Was bringt es, den Ventilator richtig in der Nähe des Schreibgeräts zu platzieren? Soll man die Nachrichten überhaupt lesen? Muss man seiner täglichen Bildungs- und Reflexionspflicht nachkommen? Über Nachrichten, in denen ein wachstumsideologischer Finanzminister vorkommt, der völlig abgekoppelt von der Wirklichkeit auf einem ganz anderen Planeten zu leben scheint? Wozu das ganze schreckliche Meinungselend der … Mehr [Klima] Die Tropische Zone ist zusammengebrochen (I)

[NEOPOP] Tito ist tot: kurze Tropenanalyse mit Exkurs zum Atatürk-Kult

Josip Broz Tito ist am 4. Mai 1980 gestorben — vor sage und schreibe 42 Jahren. Er ist zwar schon wenige Monate nach meiner Geburt gestorben, aber sein Konterfrei kannte ich trotzdem schon als Kind: es hing gerahmt an der Wand im Schlafzimmer des kleinen Hauses der Baba Verka in Bosnien. Und es wird schätzungsweise an fast allen vergleichbaren Wänden Jugoslawiens (oder Bosniens) gehangen haben. Sofern mein Gedächtnis verlässliche Aussagen über mein Mini-Me machen kann, war ich immer froh, dass bei uns zu Hause kein großes, gerahmtes Bild eines verstorbenen Politikers an der Wand hing. Und auch nicht an allen anderen Wänden meiner Umgebung. Wer die Türkei kennt, findet einen durchaus vergleichbaren, ikonographischen Wiedergänger in Atatürk, der sich dort vielleicht „noch überaller“ an Wänden, in den kleinsten Tekels (Spätis), auf öffentlichen Plätzen, als übergroßes Plakat, als Unterschrift auf Autoheckscheiben und wo-nicht-sonst-noch findet (oder fand). Tito ist mir aber übrigens auch in der Türkei immer wieder als Konterfrei und Lobtext begegnet: wie im hier abgebildeten Give-away-Kühlschrankmagneten einer nicht mehr existierenden Publikation aus dem Milieu ausgewanderter Bosniak:innen in Istanbul. Es ist nur ein Beispiel. Dort (unter Bosniak:innen Istanbuls) werden zwar die Verhältnisse in Jugoslawien nicht als „ideal“ erinnert — denn sonst wäre man ja nicht aus dem Sandžak ausgewandert — aber Tito wird zumeist in hohen Ehren gehalten. Genau wie Atatürk, dessen Konterfei sich mit Sicherheit in derselben Publikation finden wird. … Mehr [NEOPOP] Tito ist tot: kurze Tropenanalyse mit Exkurs zum Atatürk-Kult

[NEOPOP] Kann nichts mehr getan werden? Überlegungen zum tipping point männerischer Regime

Auch dieser Morgen begann wieder mit einem bereits alltäglich gewordenen, dystopischen Alptraum — und zwar in einem Podcast von DLF Kultur: Wiktor Jerofejews Blick in die Zukunft ist düster: „Dieser Krieg hat etwas Apokalyptisches: Er dauert Jahre oder führt zu einem Atomkrieg“, sagt der russische Schriftsteller. Wiktor Jerofejew im Gespräch mit Vladimir Balzer: „Russland ist … Mehr [NEOPOP] Kann nichts mehr getan werden? Überlegungen zum tipping point männerischer Regime

[Kapital] Den ausrangierten Arbeiter:innen der Wachstumsideologie

Zum Tag der Arbeit arbeite ich (quasi „demonstrativ“) weiter an zwei Dingen, die beide auf der zwingend notwendigenden und dringenden Auseinandersetzung mit den Verheerungen der abgehalfterten Wachstumsideologie beruhen. Erstens will ich einen Vortragstext für eine Publikation zu Ende ausformulieren, auf den ich hier nur kurz eingehe. In diesem geht es darum, wie Versprechungen und Huldigungen … Mehr [Kapital] Den ausrangierten Arbeiter:innen der Wachstumsideologie

[Neue Medien] Plattformkapitalismus und Historiographie: warum sich Historikerinnen nicht heraushalten können

Ich habe meinen Blick die letzten Jahre über — wachgeschreckt durch das, was sich mir im Forschungsprozess dargeboten hat — verstärkt auf den betäubten Zustand der digitalen Mündigkeit in Deutschland gerichtet. Davor habe ich die Bedeutung von Digitalisierung für schier alles, was ich beruflich tue, sträflich unterschätzt. Ich hielt Digitalisierung in erster Linie für eine Angelegenheit der Informatiker:innen. Ist dies eine Art Déformation Professionelle? Oder hat es mit einem mangelnden Selbstvertrauen in die Möglichkeiten zu tun, sich als Geistes- und Sozialwissenschaftler selbst Wissen über die Prozesse der Digitalisierung aneigenen zu können. Ich war damit jedenfalls nicht allein, besonders nicht in meinem Berufsfeld. Ich kenne viele Geisteswissenschaftler:innen, Sozialwissenschaftler:innen und besonders Historiker:innen, die glauben, ihre Rolle sei eine andere; sie könnten ihr Berufsfeld relativ getrennt von der Digitalisierung beackern, die zwar in Gestalt nützlicher Technologien und Methoden — Übersetzungssoftware, Zitierprogramme, Kommunikationstechnologie, Content Management, „Digital Humanities“ — dienlich sei, aber eben eher aus der Perspektive verständiger Konsument:innen. Und liegt das bei Historiker:innen nicht besonders nahe? Wieso sollten Historiker:innen nun Expert:innen werden über die Frage, wie ihr Berufsfeld grundlegend von der Digitalisierung transformiert wird? Die digitale Revolution wird manchmal für das Jahr 2002 angesetzt, das kaum eine Historiker:in als weit genug vergangen ansieht, als dass es als historisch zu gelten habe. Es ist das Jahr, von dem geschätzt wird, man habe erstmals einen Zustand erreicht, in dem die Hälfte aller menschlich produzierten Information nicht analog, sondern digital produziert worden ist. Wir wissen, was damit gemeint ist: die rasende Geschwindigkeit unserer Zeit. Die krasse Fülle von Information. Und damit komme ich zum untrennbar verbundenen Verhältnis zwischen Digitalisierung und Historiographie. … Mehr [Neue Medien] Plattformkapitalismus und Historiographie: warum sich Historikerinnen nicht heraushalten können

[Geschichte] Bosnien 1992 – Ukraine 2022: Zivilgesellschaftliche Antworten auf den Krieg

Am 7. April 2022 hat ein Bündnis aus sieben Partnerorganisationen ein Diskussionspanel in Berlin veranstaltet, auf dem es sowohl um den Jahrestag des Kriegsausbruchs in Bosnien-Herzegowina vor genau 30 Jahren als auch um den Angriffskrieg des Putin-Regimes auf die Ukraine 2022 ging. Zusammen mit Vertreter:innen aus Zivilgesellschaft, Forschung und Politik haben wir über unmittelbare Formen der Solidarität mit der Ukraine gesprochen, aber auch über Erfahrungswerte aus Bosnien (in Berlin). Dabei haben wir auch über Unterschiede und Gemeinsamkeiten beider Kriege und ihrer Folgen über Grenzen hinweg diskutiert. … Mehr [Geschichte] Bosnien 1992 – Ukraine 2022: Zivilgesellschaftliche Antworten auf den Krieg

[Politik] Müssen wir Oligarchie neu denken?

Sollte man das Wort ‚Oligarchie‘ nicht eigentlich noch einmal ganz anders, viel weiter denken? Von Oligarchen ist im Moment eigentlich permanent, aber nur im Zusammenhang mit Russland die Rede. Gemeint sind (hauptsächlich) Männer und ihre Clans, die außerhalb des politischen Prozesses stehen und trotzdem Teil eines Macht- und Herrschaftsverhältnisses sind, das oft politisch genannt, aber eigentlich genau das Gegenteil ist: es geht um Antipolitik im Sinne Hannah Arendts politischer Theorie. Ich frage mich, ob man wirklich nur die Putin hörigen russischen Oligarchen zu dieser Kategorie rechnen sollte — oder ob unsäglich reiche und machtvolle Männer wie Elon Musk, Jeff Bezos, Mark Zuckerberg u.a. auch zu dieser Kategorie gerechnet werden sollten. Zwar stehen diese westlichen Magnaten nicht unter einem vergleichbaren „neozaristischen“ Knebel wie die russischen Oligarchen — doch ihre Gemeinsamkeit ist, dass sie außerhalb des politischen Prozesses agieren. Ein bizarres Beispiel dafür ist Starlink, das Satellitennetzwerk des Raumfahrtunternehmens SpaceX. … Mehr [Politik] Müssen wir Oligarchie neu denken?