[Öffentliche Diplomatie] Türkisch-bosnische Geschwisterstädte und ein semantisches Problem mit ‚Populismus‘ (Teil 2/8)

Im Gegensatz zur Fülle von Studien zur Öffentlichen Diplomatie und zu Populismus im Allgemeinen gibt es bisher keine Studien zum Neopopulismus im bosniakisch-türkischen Kontext, wie er hier verstanden wird: Neopopulismus ist ein grenzüberschreitendes Phänomen, das mehr als eine nationale Öffentlichkeit anspricht. Um die relative Abwesenheit von Literatur zu diesem Thema zu erklären, sollte eine Sichtung ausgewählter Arbeiten zum Populismus hilfreich sein. Dabei behalte ich zwei Grundannahmen im Blick: Erstens kann (und sollte) der türkisch-bosniakische Neopopulismus, wie jede andere Form des zeitgenössischen Populismus, in einen viel breiteren, europäischen und sogar globalen Kontext des Aufstiegs illiberaler, populistischer Bewegungen eingeordnet werden. Dies ergibt sich allein schon aus der Tatsache, dass die medialisierte Öffentlichkeit in einem vorher nie da gewesenen Maß entgrenzt und kosmopolitisiert ist. Zweitens, und trotz der allgemeinen Probleme der Vagheit und des Dissenzes in den häufigsten Definitionen des Populismus (Vgl. Mudde & Rovira Kaltwasser 2017; Rosanvallon 2020), sollen die am häufigsten angenommenen Kernelemente des Populismus (Volk, Elite, Vox Populi, etc.) hervorgehoben werden, weil die Betrachtung dieser Begriffe helfen können, zu verstehen, warum das Konzept des Populismus sowohl eine passende, als auch problematische Kategorie in dem gegebenen, grenzüberschreitenden Kontext der Türkei und Bosnien ist -- und weshalb besser von Neopopulismus die Rede sein sollte, wenn beschrieben wird, was sich in diesem zunehmend entgrenzten Zwischenraum entfaltet.

[Öffentliche Diplomatie] Mit Städtediplomatie gegen den Neopopulismus? (Teil 1/8)

In diesem Beitrag werde ich die Möglichkeiten und Grenzen von Städtepartnerschaften, Städtediplomatie, Koalitionen von Gemeinden und zivilgesellschaftlicher Akteure als mögliche Lösungen für den globalen Aufstieg von Populismus und Neopopulismus diskutieren. Ich werde mich auf den Fall der türkisch-bosnischen (bosniakischen) Städte- und Gemeindepartnerschaften konzentrieren, die im gesamten Text als „Geschwisterstädte“ bezeichnet werden: Diese Metapher wird dem türkischen Begriff 'kardeş şehir', dem bosnischen Begriff 'pobratimlja' und der asymmetrischen, hierarchischen Beziehung dieser Arrangements besser gerecht. Diese neueren Formen von Städte- und Gemeindepartnerschaften weichen von vielen anderen, bekannten Beispielen ab – vor allem, weil sie von autoritären, rechten und neopopulistischen Akteuren dominiert werden.

[Public Diplomacy] The role of ‚Renommiergeld‘ in a culturally annotated economy (Part 7/8)

Whether free iftar meals, collective circumcision ceremonies for Balkan boys by Turkish circumcisers (sünnet şölenleri), renovations and constructions of mosques, hammams, fountains, public squares, bridges or similar activities: Turkish public diplomats' activities are disproportionally often religiously embellished. Yet, these activities are not pursued solely for altruistic reasons or for „their ‘magical value’, which Mauss saw was 'still present in sadaqa’“, as some authors have interpreted other forms of gift exchange under Islamic auspices. The gift, as Mauss had it, involves and demands reciprocity. In the case of Turkish-Bosnian cross-border neo-populism, a „mixed economy“ is at play between AKP-governed, Turkish municipalities and their Bosnian counterparts: spiritual categories are distinctively present – while they are blended and traded together with the „hard currencies“ of the capitalist market of public opinions. This means that the gifted („the invested“, „the helped ones“) are expected to deliver, in return, to their donor with consent and supportive public opinions.

[Public Diplomacy] Turkish-Bosnian sibling cities and a semantic problem with ‚populism'(Part 2/8)

The stress of the Ottoman past in the official Turkish actors' cultural initiatives is the reason why their activities have been classified cultural diplomacy from the very beginning of their visibility in the Balkans. The year 2009, when the first branch of the Yunus-Emre-Cultural Centers opened its doors in the Bosnian capital Sarajevo, can be seen as a first significant benchmark. However, Turkish culture and cultural diplomacy are not only promoted in direct and subtle ways by offical representatives of the Turkish state: from the point of view of soft power – which according to Joseph Nye needs to work subtly in order to be successful – the popularity of Turkish TV-series was (and still is) of enormous relevance. Especially the latter aspect implies that an understanding of the appeal of “Turkish culture” in the Balkans cannot solely be explained by studying the ruling regime's activities: much broader strata of the involved societies (e.g. TV consumers/prosumers in Bosnia and Turkey) and their various discoursive contexts are, as informal actors, involved in the process of cultural diplomacy.

[Public Diplomacy] Can networks of local governments challenge the rise of cross-border neo-populism? (Part 1/8)

In this contribution, I will discuss the possibilities and limits of town twinnings, city diplomacy and coalitions of mayors as possible solutions to the global rise of populism and neo-populism. I will focus the case of Turkish-Bosnian (Bosniak) town twinnings, which will be called sibling cities throughout the text: this metaphore better responds to the Turkish notion of kardeş şehir, the Bosnian notion pobratimlja, and the asymmetrical relationship of these arrangements. These recent forms of town twinnings are deviant from many other, well-known examples -- mainly for being dominated by authoritarian, right-wing and neo-populist actors. Populism, despite being a global trend, is often perceived as a phenomenon that occurs inside a given nation-state. However, cross-border coalitions of municipalities between Bosnia-Herzegovina and Turkey together form a polity beyond the level of national governments; at once, they remain being heavily shaped by the latter. Alongside with this phenomenon, a new form of cross-border neo-populism is emerging: unlike „classical“ populism, neo-populism addresses more than one populus (people).

[Öffentliche Meinungen] Demagogie im Serbien (1980-1990er Jahre)

Mythenanalyse und religiös verbrämte Tropen Die Ordnung meiner geplanten Beitragsserie über Antisemitismus, Sorosphobie und Neo-Re-Bewegungen gerät etwas ausführlicher und anders als ursprünglich geplant. Um mich der Frage anzunähern, wie und wieso Antisemitismus und Sorosphobie in Neo-Re-Bewegungen so „gut“ funktionieren, und warum es, auch nach den unsäglichen Verbrechen der Nazis, immer noch möglich ist, mit antijüdischen... Continue Reading →

[Öffentliche Meinungen] Antisemitismus, Sorosphobie und Neo-Re (I)

Einleitung Dieser Tage erreichen uns aus der Türkei keine hoffnungsvollen Nachrichten: erneut ist es zu einer Repressionswelle unter Oppositionspolitiker_innen, Journalist_innen und Akademiker_innen gekommen. Diese Verfolgungen stellen nichts neues dar und gehören zum Standardrepertoire (neo-)populistischer Ein-Mann-Regime. (Neo-)populistische Regime sind dringend darauf angewiesen, dass es nur eine mögliche Sicht auf die Wirklichkeit gibt, und zweitens müssen sie... Continue Reading →

[Neo-Re] [Tropik] Über Affirmative Intellektuelle, unbewältigte Kontingenz und strenge Binarität

Der folgende Beitrag ist ein Essay über den schwierigen, weder randscharfen noch kernprägnanten Begriff der/des Intellektuellen. Grund: Ich fühle mich oft unwohl mit diesem Begriff, da ich immer wieder mit der Gewohnheit konfrontiert werde, dass Menschen als Intellektuelle bezeichnet werden, mit deren Denken und Schriften ich mich zwar relativ ausführlich beschäftigt habe, die ich selbst... Continue Reading →

[Öffentliche Diplomatie] Türkische Kulturdiplomatie in Montenegro: Eindrücke von einem Workshop in Podgorica und einer Exkursion nach Ulcinj

Ein Workshop in Podgorica und eine Exkursion nach Ulcinj Wir, die Teilnehmer des Workshops "Discursive inclusion and exclusion of Muslims in the Balkans" (9.-11.7.2018), haben am zweiten Tag unseres Workshops eine Exkursion in die nahegelegene Küstenstadt Ulcinj unternommen. In Ulcinj haben wir mit Vertretern der lokalen Verwaltung, der Islamischen Gemeinschaft, des Mediensektors und von Nichtregierungsorganisationen... Continue Reading →

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