[Klima] Der CSU-Mann als Baumfreund: ein Essay in Bild- und Habitusbeschreibung

Wenn der weite und über weite Strecken unbelehrbahre Verlauf der Beziehung zwischen konformistischen CSU-Männern und Bäumen nicht tragisch wäre, dann könnte man eine aktuelle Headline mitsamt Teaser und Bild von Markus Söder im Spiegel (Spiegel 19/2021 vom 8.5.2021) auch als schalkhafte Posse verstehen: da präsentiert sich ein CSU-Mann doch tatsächlich als Baumfreund. Ich sehe darin eine extrem gelungene, symbolträchtige und zeitgeistige Machtdemonstration eines sogenannten uomo virtuoso (tugendhaften Mannes), und zwar ganz genau in dem Sinn, wie Niccolò Machiavelli es formuliert hat. Der „tugendhafte Mann“ — was heute meiner Meinung nach zurecht sehr veraltet klingt — strotzt nur so vor virtù, was in etwa mit „Tugend“ zu übersetzen wäre, obwohl in dem Wort über seine lateinische Wurzel etwas stark männliches steckt: der vir ist nämlich der Mann; der Türkischsprecherin, die das vielleicht schon immer etwas ungerecht fand, wird sich gleich die Analogie zur Wendung adam gibi offenbaren: wörtlich „wie ein Mann“, sinngemäß aber „anständig“ — aber das nur am Rande. Die genaueren Eigenschaften der von Machiavelli formulierten, „männlichen Tugend“ bestehen aus ambizione (Ehrgeiz), necessità (Notwendigkeit) und occasione (Gelegenheit). Letztere dürfe der Fürst — und Machiavelli schrieb zur Zeit der italienischen Renaissance, welche eine Zeit extremer politischer Krisen war — sich nicht entgehen lassen. Er müsse sie beim Schopfe packen und dürfe dabei weder vor Grausamkeiten noch vor Barmherzigkeiten zurückschrecken, wobei er auch noch zur gezielten Förderung und Nutzung der Religion rät, deren instrumentellen (bzw. instrumentalisierbaren) Charakter er aber andererseits auch schonungslos offenlegte; nicht zuletzt dadurch hat er sich die katholische Kirche besonders post mortem zum Feind gemacht und einen sagenhaft schlechten Ruf eingefahren. … Mehr [Klima] Der CSU-Mann als Baumfreund: ein Essay in Bild- und Habitusbeschreibung

[Pandemos][Francorum] Schlüsselblumenzeit (III)

Die erste selbst erlebte Katastrophe kam im letzten Kindergartenjahr. Heute, am 26.4.2021 ist das 35 Jahre her, und ich erinnere mich trotz meines geringen Alters noch ziemlich scharf umrissen an die Stimmung. Diese trat allerdings zeitversetzt ein, um sich erst allmählich zu einem Katastrophenbewusstsein auszuwachsen: kein Sandkasten, keine Pilze, kein Waldboden, kein Regen (…) … Mehr [Pandemos][Francorum] Schlüsselblumenzeit (III)

[Klima] „Cemre havaya düştü“: über die Aussagekraft einer anatolisch-balkanischen Bauernregel während des Hochklimawandels

Was am 19. Februar 2021 mit dem Wetter in Deutschland geschehen ist, halte ich für absolut bemerkenswert. Andererseits war dieser naturräumliche Vorgang offensichtlich auch sehr schwer in (deutsche) Worte zu fassen: dies zeigt allein ein Blick auf die Tagespresse, wo immer wieder das völlig unangemessene, stereotypische Understatement eines Hauchs von Frühling bemüht worden ist.1 Es … Mehr [Klima] „Cemre havaya düştü“: über die Aussagekraft einer anatolisch-balkanischen Bauernregel während des Hochklimawandels

[Foto] Der Supervollmond in Corona Zwanzig-Zwanzig

Kanntet Ihr das Wort Perigäum? Ich habe es in diesem Corona-Frühjahr zum ersten Mal gelesen: es bezeichnet den erdnächsten Punkt eines Himmelskörpers, der die Erde umkreist – wie den unseres Mondes. Wie wahrscheinlich selbst den meisten Laien (wie meinereinem) bekannt ist, kreisen Planeten, Kometen und Satelliten zwar in einer mehr oder weniger festen Umlaufbahn um … Mehr [Foto] Der Supervollmond in Corona Zwanzig-Zwanzig

[Pandemos] Einleitung (I)

Noch eine Essaysammlung zur Pandemie: was für eine abgedroschene Idee, wäre womöglich mein eigener, erster Gedanke: wo man auch hinsieht, es wimmelt zur Zeit nur so vor Corona-Tagebüchern, Facebook-Gruppen, Blog-Threads und anderweitig Feuilletonistischem zum Thema Covid19-Pandemie, kurz: Corona. Doch als Corona anfing, rasch alles auf den Kopf zu stellen, bestand auch mein allererstes Bedürfnis darin, … Mehr [Pandemos] Einleitung (I)

[Pandemos] [Francorum] Schlüsselblumenzeit (II)

Dieser Beitrag ist der zweite Teil von Schlüsselblumenzeit und kommt in das Frühlingskapitel der Acta Francorum. Ich habe festgestellt, dass der Beitrag eigentlich noch nicht zu Ende geschrieben war, und dass ich in ihm zwar einen Zusammenhang zwischen der COVID-19 Pandemie (fortan: Corona), Tschernobyl und einem irgendwie größeren Kontext erkennen kann – dass das aber … Mehr [Pandemos] [Francorum] Schlüsselblumenzeit (II)

[Pandemos] New threat, new thread: Corona-reflections

I have started a new thread, mostly in German with this brief English overview, and the category’s title Pandemos is a mere working title so far. It may still change, just like the complete anatomy and format of the whole thread. The basic idea is to store my thoughts related to the Covid19 pandemic in … Mehr [Pandemos] New threat, new thread: Corona-reflections

[Pandemos] Einleitung (II): Kollateralschäden des Nichtverstehens der Welt

Neben den beschriebenen zwei Grundströmungen der so genannten Neo-Re-Bewegungen8 und der unregulierten Globalisierung ist als „kollaterales Nichtverstehen“ der Welt noch etwas Drittes zu beobachten: die Produktion irrationaler, teilweise gefährlicher Massenphänomene in einer Art Zwischenzeit oder Interregnum (Erklärung folgt). Dieses Dritte stellt nichts eigenes, sondern eine verschwommene Schnittmenge der beiden ersten Strömungen dar (vgl. Teil I … Mehr [Pandemos] Einleitung (II): Kollateralschäden des Nichtverstehens der Welt