Heute, den 11. Juli 2021, jährt sich der Jahrestag der vollständigen Eroberung der ostbosnischen Stadt Srebrenica zum 26. Mal. Aus diesem Anlass habe ich einen zweiteiligen Text formuliert. Im ersten Teil geht es um eine Zusammenfassung der Geschehnisse um den 11. Juli 1995, weil ich es für absolut notwendig halte, dass die Beschäftigung mit dem Thema Genozid, die immer auch eine emotionale Auseinandersetzung ist, auf der Grundlage von Fakten geführt wird. Diese Fakten sind zuallererst wichtig, um gegen die Negierung von Genozid gewappnet zu sein, die leider ein verbreitetes Phänomen ist. Ich komme in diesem ersten Teil aber auch zu einem Problemaufriss der Rolle der angeblichen „Internationalen Gemeinschaft“ bei den Genozid-Geschehnissen 1995: die starke Emotion der Enttäuschung auf Opferseite kann nämlich ein strukturelles Problem mit der UNO, mit nationalstaatlichen Sicherheitskonzepten sowie mit der Möglichkeit des humanitären Eingreifens in Konflikte überlagern. Diese Problematik darf aber keinesfalls ausgeblendet werden, weil angesichts der künftigen Klimakriege damit zu rechnen ist, dass es noch häufiger (als ohnehin schon bestehend) zu großen Konflikten kommen wird, denen mit einer „Gemeinschaft“ aus „gegeneinander interessierten“ Akteuren nicht beizukommen sein wird. Im zweiten Teil will ich mich der Frage des geschichtlichen Revisionismus und der Negierung des Genozids annähern. Welche Möglichkeiten gibt es, etwas erfolgreich gegen die Genozidleugnung zu tun, die in Serbien und in der Republika Srpska (RS) in Bosnien-Herzegowina quasi Staatsräson ist? Dazu werde ich ein politisches Filmgespräch genauer unter die Lupe nehmen, das vor kurzem zwischen der bosnischen Regisseurin Jasmila Žbanić sowie Mitgliedern des deutschen Bundestages stattgefunden hat. Besonders will ich dabei auf Jasmila Žbanićs Vorschlag eingehen, wie „der Narrativ gebrochen werden“ könnte, mit dem die Negierung perpetuiert und Bosnien blockiere, sich zu entwickeln. Dies schildert sie anhand der Umsetzung der Premierenvorführung ihres Films Quo Vadis, Aida? im Herbst 2020 auf dem Filmfestival von Venedig. Dieser Film, der zahlreich ausgezeichnet wurde und Kandidat für den besten ausländischen Film bei den Oscars war, behandelt das Schicksal einer Lehrerin und ihrer Familie aus Srebrenica während der Belagerung, den Fall und Genozid, dem ihr Mann und ihre Söhne zum Opfer fallen. Der Film darf in der RS nicht gezeigt werden, und in Serbien wird er nicht gezeigt. … Mehr [Geschichte] Der Genozid von Srebrenica (Teil 1): Hintergründe und ein strukturelles Problem mit „Sicherheit“