Feld

[Feld] ist ein merkwürdiges, mehrdeutiges und metaphorisches Wort, über das ich zu Beginn meiner Feldstudien als Doktorand schon einmal länger sinniert habe: es bedeutet zum einen, recht wörtlich, das (Acker-)Feld, auf dem etwas gedeiht, nachdem es gesäht und gepflegt wurde. Zum anderen wird es in der Form von Feldstudien oder Field Studies (Field Work) im Wissenschaftsjargon verwendet, um Zeit, Ort und Tätigkeiten zu beschreiben, die vor dem eigentlichen Schreiben einer Forschungsarbeit liegen: die Zeit, in der die auszuwertenden und zu interpretierenden Ergebnisse quasi „reif“ werden, „geernted“ werden können. Eine dritte Bedeutung wurde besonders gut vom Soziologen Pierre Bourdieu beschrieben: das konstruierte, wissenschaftliche Feld bezeichnet eine Machtstruktur, die diszipliniert ist (bzw. immer wieder diszipliniert wird) – und folglich sind die wissenschaftlichen Disziplinen Machtfelder mit ihren je eigenen (Spiel-)Regeln.1 Alle drei (und möglicherweise noch weitere) Lesarten des Wortes Feld greifen auch auf der semantischen Ebene durch ihre Homonymie ineinander und sind folglich nicht klar zu trennen.

Abgegrenzte Felder oberhalb des Krivaja-Tals in Bosnien, wo die Vaterböden traditionell den Söhnen gehören.

[Regionen] werden ebenfalls oft mit der Feldmetapher eingegrenzt: so heißt es oft „in the field of Turkish Studies“, oder es wird „field work in the Balkans“ betrieben — und manche WissenschaftlerInnen disziplinieren „ihr“ Feld auch gleich noch, indem sie sich (im Gegensatz zu anderen) eine gewisse Expertise zusprechen. Nun ja. Regional sind Beiträge zu den Balkanländern unter den Kategorien [Bosnia], [Sarajevo], [Yugoslavia] oder [Montenegro] verschlagwortet, und wem es eher um die Türkei bestellt ist, kann die Kategorien [Turkey] und [Istanbul] anklicken. Oft tauchen dabei dieselben Beiträge auf, weil beide einen zentralen Schnittmengenbereich meiner Forschungsarbeit bilden. Außerdem gibt es noch die Kategorie [Berlin] bzw. [Hermannova], wofür es aber eine eigene, noch nicht ganz vorzeigbare Website gibt.


1. Vgl. Bourdieu, Pierre: Ökonomisches Kapital, kulturelles Kapital, soziales Kapital, in : Soziale Welt, Sonderband 2. Kreckel, Reinhard (Hrsg.): Soziale Ungleichheiten, Göttingen 1983, S. 183-198 sowie Ders.: Social Space and Symbolic Power, in: Sociological Theory, Vol. 7, No. 1 (Spring, 1989), pp. 14-25.

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