[Yorum] [Berlin] Rasches Gedicht: Gedankenflughafen, Gedenkflughafen

Kalkış – Varış: Abflug – Ankunft:

Zuerst Gedankenflughafen, dann Gedenkflughafen:
Gedenkflughafen Yeşilköy (Atatürk).

Die ‚traveling tropes‘:

Zur Orientalin geschminkte Deutsche,
Aubergine Strähnen auf schwarz gefärbtem Grund,
Seidenhalstuch, Kupferarmreifen, „Teint“;
Vom Teppichrau dunkel gegrindete Stirnen,
Arabische Männer in Hedschas-Wear,
Sarigewandete Inderinnen beim Flughafenpicknick.
Der Transkontinentalscheitel der Reise ist erreicht.
Greinende Kinder zürnen ihrer Anne;
Rucksackamerikaner im Sportstudio-Body,
Frage aus dem Off: „Will there be water?“
Sich für zu Hause herum mit Jogginghose,
mit Plastikschlappen gehen gelassene Slawen.
Hie und da wölben Bäuche gegen Poloshirts: Airport casual.

Dann Rollfeld, dann Flugzeug:

Durch weich verrollte, ehemalige Rs:
Agglutinierender Suffixkettensalat.
„Rotten English“: Airline English.
Ein einziges kostenloses Fruchtbonbon.
Eine neue Billig-Airline: der Name vokalharmonisch.
Links geschundene Nordwälder,
Das Wuchern der Megacity: Kanalbau, Brückenbau, Turmbau.
Bulgaristan, Romanya, Macaristan üzerine… Almanya’ya…

Dann Senkflug:

Eine völlig zerrupfte Lausitz,
Verschiedenfarbige Seen, flachgedrückte Kiefernwälder, Alleen, Tagebau.
Ein milchiger Hitzeschild hat sich über das Urstromtal gelegt.
Berlin.
Zuletzt warst du noch kalt und grünlos.

Gedenkflughafen Tegel (Tante Tegel).

(Fundort des Gedichts: die überstrukturierten Tiefen der Evernote-Notizen)

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