Vorbemerkung: nachdem diese Pandemiezustände nun schon gefühlte Jahrzehnte anhalten (und nicht erst ein Jahr), darf ich wohl sagen, dass ich den folgenden Text in einem alten Pandemieschnipsel gefunden habe. Da war er, und jetzt ist er hier:
Leichter Schlaf, frühmorgendliches Wach — dann wieder umdrehen. Den Wecker nicht respektieren: du bist nur ein Handy, dich drück‘ ich weg. Forcierte Wachträume: ich fahre durch ein Parkhaus für Spielzeugautos, alles auf Plastik, das könnte jetzt endlos so weitergehen. Bis das Kissen zu Stein wird. Ein plagendes Gewissen: dieses nicht gemacht, jenes nicht gemacht – aber alles gemacht haben wollen. Überhaupt wollen: wo ein Wille, da ein Weg / wo kein Herrgott, da die Wege extra verschlungen. Da ist es bequem, daran zu denken, dass es ganz weit da draußen eine Whirlpoolgalaxie gibt: Spiralgalaxien, schwarze Löcher — um die sich vielleicht nicht alles dreht, die aber alles in sich ziehen. Wo Sonnen zu Garnichtse werden. Hier, wo das Wetter graut, wo das Wetter komplementiert, glaube ich nicht, dass das aufdringliche Blau der vergangenen Tage etwas wesentlich am Garnichts geändert hätte; hinter dem schweren, roten Vorhang aus Kargrad-Samt. Ich denke daran, wie E. „ich friere mich“ anstatt „ich friere“ gesagt hat; „meine Öhren“ anstatt „meine Ohren„, oder gefragt hat: „Stehst du nicht?“ anstatt „Stehst du nicht auf?“ Doch, ich stehe auf, und es besteht wieder Aussicht auf Kaffee, der zuerst schwer und alt durch seine Bialetti röchelt. Der riecht, der treibt erst in den Tag hinein. Wird es wieder ein Tag, an dem sich quasi gar nichts schafft? Von diesem gar nichts ist jener Anteil von Garnichts schon entfernt, der zwar gar nicht nichts ist — der aber so erscheint, weil ihn dir niemand anrechnet. Ich ahne freilich, dass es auf genau jenes Garnichts schwer ankommen könnte — kann und will aber wiederum gar nichts genaueres sagen. „Das möchte ich nicht„, sagt die rheinische Kunstfigur, sitzt übergewichtig im Bett, trägt Schminke, trinkt Kaffee. Da schwinge ich mich aufs Rad — doch da sind überall Menschen, die wohin nicht mit sich wissen. Hat kein Club, hat kein Bar — hat aber auch kein Hemmung, hat kein Homeoffice. Und so quellen sie in die Klimaparks. Sie tun mir zwar beide leid: die Klimaparks und die Klimaleute, aber sie sind mir auch beide schnell zu viel. Dazu das drohende, kommende Garnichts. Ich entfliehe ihm wenigstens vorher, ja: recht erfolgreich, für viereinhalb Stunden, es ist die gute alte Flucht in den Grunewald. Dort herscht ein anderes Klima, dort baden sie an, dort ist echter Wald. Dort waldbaden sie.

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