[Pandemos] Einleitung (I)

Noch eine Essaysammlung zur Pandemie: was für eine abgedroschene Idee, wäre womöglich mein eigener, erster Gedanke: wo man auch hinsieht, es wimmelt zur Zeit nur so vor Corona-Tagebüchern, Facebook-Gruppen, Blog-Threads und anderweitig Feuilletonistischem zum Thema Covid19-Pandemie, kurz: Corona. Doch als Corona anfing, rasch alles auf den Kopf zu stellen, bestand auch mein allererstes Bedürfnis darin, zu schreiben. Ich muss schreiben, denn sonst gerät mir die Welt noch ganz aus den Fugen, dachte ich mir irgendwie unscharf im Hinterkopf. Die Schriftstücke, die dabei heraus kommen, nenne ich vielleicht etwas vorschnell Essays – obwohl ich mir über die richtige Genrezuordnung dieses Blog-Threads gar nicht im Klaren bin. Sind diese Blogbeiträge nicht eher Tagebucheinträge oder eine Art persönliches Seuchenjournal – als Essays?

Mit „Eine Textgattung als Sanitäter“ hat Deutschlandfunk Kultur den jüngsten Beitrag der Sendereihe Essay und Diskurs über das Genre Essay übertitelt:

„Der Essay ist ein Krisenphänomen“, das schrieb dort der Literaturwissenschaftler Wolfgang Müller-Funk und meinte damit: In Zeiten des Umbruchs, ja, da liegt das einfach in der Luft. Der suchende, tastende, abwägende Essay, der erkundet gerne unsicheres und neues Terrain mit viel Subjektivität, die vielleicht doch zu allgemeineren Erkenntnissen vordringt. So will es diese Form.0

Suchend, abwägend, subjektiv, unsicheres Terrain – das passt erst einmal alles auf die folgenden Beiträge, die aus anderen Gründen wiederum nicht unbedingt in das Genre Essay passen, stärker Tagebuchcharakter haben. Ich habe sie mit Pandemos überschrieben, diese Beobachtungen während der COVID19-Pandemie. Die Zeit der Pandemie ist eine spannende Zeit, weil viele Symptome des Nichtverstehens der Welt – einer Welt in Metamorphose, wie Ulrich Beck zuletzt befand – besonders deutlich zu tage treten. Im Wort Pandemos (wie auch in Pandemie) steckt Pan– für insgesamt oder weltweit, da die Pandemie ein kosmopolitisches Phänomen ist, und -Demos für Volk oder Gemeinwesen, weil es mir hauptsächlich um soziale Beobachtungen geht. Auch dann, wenn die Natur – zum Beispiel der mich umgebende Wald – im Zentrum steht, was ich jedoch gar nicht scharf vom Sozialen trennen kann und will. Von der Pandemie sind alle und alles, einschließlich der Natur, betroffen. Doch wie nähert man sich allen und allem an? Indem man seinen eigenen Blick teilt, wäre mein Vorschlag, und verschiedene Fokussierungen vornimmt. Doch zu den Blickrichtungen meiner Beiträge später mehr.

Corona im Strickmuster

Ganz zu Beginn des Pandemos-Threads frage ich mich rückblickend, wie es sich eigentlich ergeben hat, dass ich in der ersten Maihälfte immer noch nicht zurück in Berlin bin: dort wohne ich zwar, hatte aber bereits Ende März coronabedingt entschieden, die Stadt vorübergehend zu verlassen. Ich bin zu meiner Schwester und zu meinem achtjährigen Neffen gefahren. Die beiden wohnen in einem kleinen Ort in der Rhön, direkt an der bayerisch-hessischen Landesgrenze, wo ich mich seitdem immer noch aufhalte.

Zunächst einmal liegt das daran, dass meine Schwester in einem sogenannten systemrelevanten Beruf arbeitet und alleinerziehend ist – weshalb unser Plan war, dass ich sie dabei unterstütze. Meine derzeit unklare Tätigkeit in Berlin gilt offiziell alles andere als systemrelevant, weshalb ich also entweder in Berlin vor mich hin tingeln oder die Nestwärme der Familie suchen kann. Ich gebe es sofort zu: ich bin gar nicht ausschließlich aus altruistischen Gründen so lange hier geblieben. Und wie nützlich ich bin, weiß ich auch nicht. Ich genieße jedenfalls gleichzeitig die Gesellschaft der Familie, die Ruhe, die Natur und den Wald, worüber noch in einem anderen Beitrag zu lesen sein wird. Man könnte also sagen, dass ich mein Homeoffice von Neukölln in die Rhön verlagert habe, wo ich mich schreibend, wandernd, kochend und reflektierend auf meine anstehende Disputation und eine ganze Reihe weiterer Zukunftsfragen vorbereite: ich arbeite an einem Forschungsproposal, schreibe Bewerbungen – und an diesem Thread.

Eigentlich ist der Anlass für meine Abreise aber noch etwas komplexer. Ich bin auch nicht ganz freiwillig abgereist, was mit unserem weiteren (und zum Glück auch relativ gut funktionierenden) Familiensystem zu tun hat: normalerweise springt in Notbetreuungssituationen wie dieser hier1 unsere Mutter ein, die nicht allzu weit entfernt wohnt und sich außerdem auf jede Gelegenheit freut, ihr Enkelkind um sich herum zu haben. Alles hätte sich mit ziemlicher Sicherheit außerdem ganz anders entwickelt, wenn unsere Familie nicht über mehrere Länder verstreut wohnen würde, von denen plötzlich alle wieder strenge Grenzregime und zusätzliche Maßnahmen wie Quarantänen als probate Mittel zur Seucheneindämmung entdeckt haben. Auf einmal waren unsere kleinen, europäischen Staaten wieder zu so etwas wie geschlossenen Schachteln geworden. Wir waren, zumindest vorübergehend, zurück im „nationalen Container“. 2

Besonders wegen der Grenzschließungen sowie wegen aller damit einhergehender Zusatzmaßnahmen hat Corona uns allen einen Strich durch die Rechnung gezogen. In anderen, vielleicht passenderen Worten: Corona hat für ein paar Verstrickungen in unserem „transnationalen Familiennetzwerk“ gesorgt. Ich mag die (wenn auch hinkende) Strickmetapher, weil ich zwischen den Jahren angefangen habe, zu stricken – mit dem immer unrealistischer werdenden Fernziel, mich der kommenden Herbstkälte in einem selbst gestrickten Norwegerpullover auszusetzen. Bisher beschränkt sich meine Strickerfahrung aber noch auf einen links gestrickten Doppelschal. Verstrickt man sich, hat man entweder die Wahl, die letzten Maschen aufzutrennen und noch einmal neu zu stricken, oder man nimmt hin, dass es im Strickwerk Böcke gibt (und davon gibt es in meinem Schal so einige). Doch Corona hat niemandem diese Wahl gelassen: die Pandemie prangt immerfort als riesiger Bock im Muster der Alltagsroutinen. Das bisherige Strickmuster war unterbrochen, ein Zurück zu Vorher war nicht möglich, und die Erde drehte sich trotzdem weiter. Es wurde trotzdem Frühling, es kam trotzdem zu zwei Supervollmonden, und trotz der eigenen „Systemirrelevanz“ konnte ich nicht einfach gar nichts tun.

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Supervollmond über der Rhön im Coronafrühling 2020.

Schreibend etwas tun: Ver-Antwort-ung

Es blieb mir also fast gar nichts anderes übrig, als mein Tun im Schreiben zu suchen. Ich schreibe diesen und andere Beiträge aus mehreren Gründen: erstens, um mir über meine eigene Rolle in dieser äußerst merkwürdigen, in jeder Hinsicht ungewöhnlichen und (zu meinen Lebzeiten) auch noch nie dagewesenen Corona-Zeit bewusst zu werden; zum anderen, um die zurückliegenden Geschehnisse gegen allzu schnelles Vergessen abzusichern, weil die Corona-Zeit mit Sicherheit als historische Zäsur erinnert werden wird: mitschreiben bedeutet, die Erinnerung mit zu gestalten.4

Ich habe ein drittes, ziemlich kompliziertes Anliegen, von dem ich aber noch nicht recht weiß, in welcher Gestalt ich in dieser bereits länger gärenden Sache zu brauchbaren Schlüssen gelangen werde: ich bin davon überzeugt, dass wir gerade weltweit eine Metamorphose des Prinzips der Staatlichkeit erleben und uns in einer entscheidenden Phase befinden, in der (bereits bekannte) Kritik an überholten Strukturen nicht mehr ausreicht. Diese These ist soweit nichts neues, denn man kann ihr allenthalben im soziologischen und politikwissenschaftlichen Diskurs begegnen.5

Es geht jetzt also darum, Antworten zu finden; und mein Gefühl sagt mir, dass es gar nicht in Ordnung wäre, nicht nach Antworten zu suchen. Zusammengefasst würde ich dieses Gefühl deswegen Ver-Antwortungs-Bewusstsein nennen – doch um zu Antworten zu gelangen, muss ich erst einmal verstehen, was hier vor sich geht, und welche Methode wäre besser geeignet, als zu schreiben? Mir fällt dazu eine Sequenz aus dem legendären Fernsehinterview zwischen Hannah Arendt und Günter Gaus aus dem Jahr 1964 ein. Darin wird die große Denkerin gefragt, wie sehr es ihr während ihrer Denk- und Schreibtätigkeit auf die Wirkung des Geschriebenen ankomme. Sie antwortet:

„Wissen Sie, wesentlich ist für mich: Ich muß verstehen. Zu diesem Verstehen gehört bei mir auch das Schreiben. Das Schreiben ist Teil in dem Verstehensprozeß.“5.1

Ich zitiere die große Hannah Arendt, die gerade nicht umsonst so stark in Mode gekommen ist, nicht, um anmaßend sein zu wollen. Ich schulde ihr die Inspiration und Selbstvergewisserung, mir in diesen schwierigen Tagen, kurz vor Verteidigung der Dissertation und ohne konkrete Aussicht auf Lohn und Brot, sagen zu können: du tust etwas. Vielleicht kommst du selbst oder gelangen andere am Ende zum Schluss, dass es mit den Antworten schief gegangen ist. Doch darum geht es in diesem Moment nicht: es geht darum, schreibend und denkend zu handeln.
Zunächst vielleicht zu den bestehenden, wenn auch womöglich weniger brauchbaren Antworten.

Bestehende Antworten

Andererseits ist es auch nicht so, dass es gar keine Antworten gäbe auf die Herausforderungen unserer Zeit. Deshalb also zunächst einmal kurz zu einigen bestehenden, wenn auch womöglich weniger brauchbaren Antworten. Momentan scheinen zwei Strömungen zu dominieren.

Zum einen ist da das lavieren der Neo-Re-Bewegungen6, die ein Zurück zu vergangener Größe (‚Make America great again!‘) fordern und überkommene Strukturen über alle Maßen idealisieren. Zu diesen Bewegungen gehören die ganzen neopopulistischen, männerischen Regime6.1, die jedoch widersprüchlicherweise gar nicht ohne weiteres scharf von globalen Strukturen abzutrennen sind: im Ganzen gesehen – also wenn man die ganzen Orbáns, Trumps, Erdoğans, Bolsonaros, Modis, Dutertes, Vučićs etc. einmal als einander ähnliches Phänomen betrachtet – wird man nämlich erkennen, dass sie durchaus einen globalen Kontext bilden; das gilt zum Beispiel auch für die auf den ersten Blick etwas widersprüchlichen Koalitionen von Nationalisten im EU-Parlament.6.2

Im Grunde gehören aber auch viele altbekannte, nationalstaatliche Strukturen in die erste Strömung, obwohl sie keineswegs Populismus mit sich ziehen müssen. Man denke nur an das Beispiel nationaler Umweltschutzvorschriften, deren Geltungsbereich sich auf das nationale Territorium beschränkt, welches gleichzeitig zu weit und zu eng designed sein kann, um das Ziel Umweltschutz zu erreichen. Gemein ist diesen Akteuren und Strukturen, dass sie dringende Bedürfnisse und Fragen der Zeit, die globaler Natur sind, versuchen, mit nicht-globalen Antworten beizukommen. Darin besteht die Inkongruenz von Bedürfnis und Lösungsangebot – und eine der großen Baustellen des Weiterdenkens.

Relativ unregulierte, transnationale – oder, wie ich es lieber nenne, kosmopolitische Strukturen – bilden die zweite Strömung. Ob grenzüberschreitende Familiennetzwerke, Global Players der Wirtschaft oder globale, populärkulturelle Phänomene: letztere scheinen zwar stärker im Einklang mit den Zeichen der globalisierten Zeit zu funktionieren; sie bringen aber trotzdem ihre eigenen Probleme mit sich. Sie verhalten sich nämlich oft inkongruent zu den Bedürfnissen und Interessen bestehender, kleinerer Gemeinwesen: eine Solidargemeinschaft von Steuerzahlerinnen, eines öffentlichen Gesundheitssystems oder auch eines ganzen Nationalstaats können in der bestehenden Marktlogik durchaus Nachteil daran nehmen, wenn sogenannte multinationale Paketversender oder ein private Gesundheitsunternehmen zwar im Rahmen eines Nationalstaats mit all seinen Strukturen Gewinn erwirtschaften, aber im Prinzip an ganz andere Interessen gebunden (bzw. ungebunden) sind.

Auch diese generelle, hier nur grob skizzierte Problemlage ist bestens bekannt und wird oft thematisiert, besonders von Globalisierungsgegnern.6.3 Natürlich gibt es auch in den immer verzweigteren Seitenarmen dieser Strömung große Schnittmengen hin zu Verschwörungstheorien, die sich als alles andere als brauchbar erweisen. Im Gegensatz zur ersten Strömung erweisen sich trotzdem viele Vorarbeiten und Erfahrungen der Globalisierungskritiker, besonders aber der sogenannten Altermondialistinnen, als fruchtbarer Grund, um zu Antworten zu gelangen, die den gesamten Globus sowie die bestehenden Gefälle der Ungleichheit mitdenken. Wie das Informationszentrum 3. welt in Freiburg die Verwendung des umstrittenen Begriffs der Dritten Welt begründet, macht dieser Begriff trotz der häufigen Zurückweisungen deutlich, dass die Welt von heute keineswegs stärker zusammengewachsen ist, wenn darunter der Abbau kolonialer Hierarchien und Herrschaftsverhältnisse verstanden werden sollen.6.4

Beide Strömungen, denen ich an dieser Stelle vielleicht überproportional viel Gewicht eingeräumt habe, berühren die Problematik der Inkongruenz von Bedürfnissen und Organisationsformen: während erstere nicht-reflexiv ist und ihre Anhängerinnen glauben, schnelle Antworten und Lösungen zu kennen, besteht in der zweiten Strömung Bewusstsein über Dringlichkeit, globale Lösungen zu finden. Doch diese Lösungen, die durchaus vorgeschlagen und entwickelt worden sind, konnten sich nicht als neues „Geschäftsmodell“ gegen die starken Kärfte der Trägheit und der Besitzverhältnisse durchsetzen.

Es geht heute nicht darum, ob man nun an eine linke oder rechte Denkschule glaubt oder nicht. Die Inkongruenz ist durch die Klimaveränderungen und die globale Pandemie so präsent und spürbar, dass das Gefühl vorherrscht, wir durchlebten eine unruhige, turbulente und chaotische Zeit: während bestimmte Institutionen bereits ganz anders funktionieren, als sie ursprünglich geplant waren, sind sie auch unfunktional, und zudem gehen viele Veränderungen extrem rasant vonstatten, sodass es schwer fällt, Schritt zu halten. Dies führt dazu, dass viele Menschen „die Welt nicht mehr verstehen“, wie auf dem unten abgebildeten Graffiti, das ich Mitte März beim vorbei gehen in einem Neuköllner Hauseingang aufgenommen habe.7

ZU   T E I L  II  der Einleitung

Fußnoten und Referenzen:

0. Essayistik in Krisenzeiten: Eine Textgattung als Sanitäter. Andrea Zederbauer und Andrea Roedig im Gespräch mit Pascal Fischer, Dlf vom 21.5.2020, URL: https://www.deutschlandfunk.de/essayistik-in-krisenzeiten-eine-textgattung-als-sanitaeter.1184.de.html?dram:article_id=476470.

1. Während ich „Notbetreuungssituationen wie dieser hier“ schreibe, denke ich mir natürlich gleich: nein, eine Situation „wie diese hier“ gab es auch wirklich noch nie. Aber es ist wahrscheinlich klar, was ich damit meine.

2. Vgl. Kraemer, Klaus (2018): Sehnsucht nach dem nationalen Container. Zur symbolischen Ökonomie des neuen Nationalismus in Europa, in: Leviathan 46. Jg., Heft 2, S. 280-302..

3. Mit dem transnationalen Paradigma in der deutschsprachigen Sozialwissenschaft hat sich besonders Thomas Faist beschäftigt, vgl. Faist, Thomas/Fauser, Margit/Reisenauer, Eveline (2014): Das Transnationale in der Migration: Eine Einführung. Bad Langensalza: Beltz Juventa.

4. Dieses Anliegen verfolgt auch das Gemeinschaftsprojekt Coronarchiv der Universität Hamburg, der Ruhr-Universität Bochum und der Justus-Liebig-Universität Gießen, wo jeder Mensch eingeladen ist, Bild-, Text-, Audio- und Videodaten beizutragen. URL: https://coronarchiv.geschichte.uni-hamburg.de/projector/s/coronarchiv/page/collect .

5. Ich übernehme den Begriff der Metamorphose von Ulrich Beck, auf den ich noch ausführlicher zurückkommen werde. Vgl. Beck, Ulrich (2016): The Metamorphosis of the World. Cambridge/Malden: Polity Press.

5.1. HIER ARENDT INTERVIEW MIT GAUS EINFÜGEN.

6. Vgl. dazu meinen Beitrag Das binär gebürstete Hin- und Her des Neo-Re: unser Interregnum, Herrschaften wie Jair Bolsonaro, das sich-Bewegen von Bewegungen auf diesem Blog.

6.1. ERKLÄREN: WAS IST MÄNNERISCH?.

6.2. Auf SABINE RIEDELS Paper verweisen.

6.3. Beleg Globalisierungsgegner einfügen, Attac o.ä..

6.4. Von der Homepage von iz3w: „Und dennoch gibt es keine bessere Bezeichnung für das, was andere verkürzend den „globalen Süden“ oder den „Trikont“ nennen – oder gar mit der herablassenden Bezeichnung „Entwicklungsländer“ kategorisieren. Denn historisch betrachtet ist die „Dritte Welt“ ein fortschrittlicher Begriff. Entstanden in Frankreich während der 1950er Jahre, nimmt der Begriff Bezug auf den „Dritten Stand“, der sich in der Französischen Revolution von der feudalen Unterdrückung befreit hat. Weltweit popularisiert wurde „le tiers-monde“ vom antikolonialen Theoretiker Frantz Fanon. Er setzte in seinem Hauptwerk „Die Verdammten dieser Erde“ die Dritte Welt mit den Kolonisierten und Unterdrückten dieser Welt gleich. In den 1960er Jahren kam eine weitere Bedeutung auf: Die Dritte Welt wollte einen eigenständigen Dritten Weg gehen zwischen autoritärem Realsozialismus und ausbeuterischem Kapitalismus. Diese oft vergessenen herrschaftskritischen Bedeutungen haben wir im Sinn, wenn wir den Dritte-Welt-Begriff gegenüber den heute üblichen Euphemismen wie „Eine Welt“ bevorzugen.“ iz3w (Der Begriff „Dritte Welt“), URL: https://www.iz3w.org/wir_ueber_uns/der-begriff-201edritte-welt201c.

7. Auch Ulrich Beck stellt das nicht mehr Verstehen der Welt in seinem letzten Buch als die Grundgemeinsamkeit „unserer Zeit“ fest: „The world is unhinged. As many people see it, this is true in both senses of the word: the world is out of joint and it has gone mad. We are wandering aimlessly and confused, arguing for this and against that. But a statement on which most people can agree, beyond all antagonisms and across all continents, is: ‚I don’t understand the world any more‘,“ Beck, Ulrich: The Metamorphosis of the World, S. xi.

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