[Klima] Die Tropische Zone ist zusammengebrochen (I)

Was bringt es, den Ventilator richtig in der Nähe des Schreibgeräts zu platzieren? Soll man die Nachrichten überhaupt lesen? Muss man seiner täglichen Bildungs- und Reflexionspflicht nachkommen? Über Nachrichten, in denen ein wachstumsideologischer Finanzminister vorkommt, der völlig abgekoppelt von der Wirklichkeit auf einem ganz anderen Planeten zu leben scheint? Wozu das ganze schreckliche Meinungselend der … Mehr [Klima] Die Tropische Zone ist zusammengebrochen (I)

[Kapital] Den ausrangierten Arbeiter:innen der Wachstumsideologie

Zum Tag der Arbeit arbeite ich (quasi „demonstrativ“) weiter an zwei Dingen, die beide auf der zwingend notwendigenden und dringenden Auseinandersetzung mit den Verheerungen der abgehalfterten Wachstumsideologie beruhen. Erstens will ich einen Vortragstext für eine Publikation zu Ende ausformulieren, auf den ich hier nur kurz eingehe. In diesem geht es darum, wie Versprechungen und Huldigungen … Mehr [Kapital] Den ausrangierten Arbeiter:innen der Wachstumsideologie

[Neue Medien] Plattformkapitalismus und Historiographie: warum sich Historikerinnen nicht heraushalten können

Ich habe meinen Blick die letzten Jahre über — wachgeschreckt durch das, was sich mir im Forschungsprozess dargeboten hat — verstärkt auf den betäubten Zustand der digitalen Mündigkeit in Deutschland gerichtet. Davor habe ich die Bedeutung von Digitalisierung für schier alles, was ich beruflich tue, sträflich unterschätzt. Ich hielt Digitalisierung in erster Linie für eine Angelegenheit der Informatiker:innen. Ist dies eine Art Déformation Professionelle? Oder hat es mit einem mangelnden Selbstvertrauen in die Möglichkeiten zu tun, sich als Geistes- und Sozialwissenschaftler selbst Wissen über die Prozesse der Digitalisierung aneigenen zu können. Ich war damit jedenfalls nicht allein, besonders nicht in meinem Berufsfeld. Ich kenne viele Geisteswissenschaftler:innen, Sozialwissenschaftler:innen und besonders Historiker:innen, die glauben, ihre Rolle sei eine andere; sie könnten ihr Berufsfeld relativ getrennt von der Digitalisierung beackern, die zwar in Gestalt nützlicher Technologien und Methoden — Übersetzungssoftware, Zitierprogramme, Kommunikationstechnologie, Content Management, „Digital Humanities“ — dienlich sei, aber eben eher aus der Perspektive verständiger Konsument:innen. Und liegt das bei Historiker:innen nicht besonders nahe? Wieso sollten Historiker:innen nun Expert:innen werden über die Frage, wie ihr Berufsfeld grundlegend von der Digitalisierung transformiert wird? Die digitale Revolution wird manchmal für das Jahr 2002 angesetzt, das kaum eine Historiker:in als weit genug vergangen ansieht, als dass es als historisch zu gelten habe. Es ist das Jahr, von dem geschätzt wird, man habe erstmals einen Zustand erreicht, in dem die Hälfte aller menschlich produzierten Information nicht analog, sondern digital produziert worden ist. Wir wissen, was damit gemeint ist: die rasende Geschwindigkeit unserer Zeit. Die krasse Fülle von Information. Und damit komme ich zum untrennbar verbundenen Verhältnis zwischen Digitalisierung und Historiographie. … Mehr [Neue Medien] Plattformkapitalismus und Historiographie: warum sich Historikerinnen nicht heraushalten können

[Politik] Müssen wir Oligarchie neu denken?

Sollte man das Wort ‚Oligarchie‘ nicht eigentlich noch einmal ganz anders, viel weiter denken? Von Oligarchen ist im Moment eigentlich permanent, aber nur im Zusammenhang mit Russland die Rede. Gemeint sind (hauptsächlich) Männer und ihre Clans, die außerhalb des politischen Prozesses stehen und trotzdem Teil eines Macht- und Herrschaftsverhältnisses sind, das oft politisch genannt, aber eigentlich genau das Gegenteil ist: es geht um Antipolitik im Sinne Hannah Arendts politischer Theorie. Ich frage mich, ob man wirklich nur die Putin hörigen russischen Oligarchen zu dieser Kategorie rechnen sollte — oder ob unsäglich reiche und machtvolle Männer wie Elon Musk, Jeff Bezos, Mark Zuckerberg u.a. auch zu dieser Kategorie gerechnet werden sollten. Zwar stehen diese westlichen Magnaten nicht unter einem vergleichbaren „neozaristischen“ Knebel wie die russischen Oligarchen — doch ihre Gemeinsamkeit ist, dass sie außerhalb des politischen Prozesses agieren. Ein bizarres Beispiel dafür ist Starlink, das Satellitennetzwerk des Raumfahrtunternehmens SpaceX. … Mehr [Politik] Müssen wir Oligarchie neu denken?

[Neue Medien] Teil 3: Digitale Mündigkeit als generationenübergreifende Herausforderung

In diesem Kapitel des siebenteiligen Essays „Zur digitalen Souveränität und Zukunftsmündigkeit unserer Alten“ analysiere ich den Generationenkonflikt zwischen tendenziell besser digital alphabetisierten, mündigeren Jungen einerseits und digital unmündigeren Alten andererseits. Dieses noch genauer zu hinterfragende Gefälle verläuft analog zu einem noch viel größeren Generationenkonflikt unserer Zeit, nämlich der Frage nach der Verantwortung für die Meta-Katastrophe des Klimawandels: hier stehen in der Arena der öffentlichen Meinungen die Vorstellung der angeblich verantwortungsloseren, vergangenheitsverhafteteren Alten und jene der angeblich zukunftsbesorgteren, verantwortungsvolleren Jungen gegenüber. Wie digital mündig beide vorgestellte Gruppen tatsächlich sind, soll in der anschließenden Diskussion der digitalen Halbsprachigkeit diskutiert werden (Teil 4). … Mehr [Neue Medien] Teil 3: Digitale Mündigkeit als generationenübergreifende Herausforderung

[Neue Medien] Teil 2: Fortwirkende Fehlinvestitionen in die digitale Infrastruktur

In diesem zweiten Teil des Beitrags „Zur digitalen Souveränität und Zukunftsmündigkeit unserer Alten: ein paar letzte Gedanken des Jahres zu den häufigsten Weihnachtsgeschenken“ diskutiere ich das problematische Fortwirken wiederholter Fehl- und Nicht-Investitionen in die digitale Infrastruktur, wobei ich mich besonders für den Aspekt der Wissensvermittlung und -Verknappung durch traditionelle, vorrevolutionäre Bildungssysteme interessiere. Da Ältere in aller Regel weder Schulunterricht mit repetitiven Trainingseinheiten noch Universitäten besuchen, sind sie trotz genereller Zugänglichkeit zu Wissen tatsächlich viel stärker von subtiler Wissensverknappung betroffen als Jüngere. Die Folgen sind Überforderung, Unbehagen und Flucht in anheimelnde Pseudo-Wirklichkeiten — mit Folgen für die gesamte Gesellschaft. … Mehr [Neue Medien] Teil 2: Fortwirkende Fehlinvestitionen in die digitale Infrastruktur

[Neue Medien] Teil 1: Zur digitalen Souveränität und Zukunftsmündigkeit unserer Alten: ein paar letzte Gedanken des Jahres zu den häufigsten Weihnachtsgeschenken

Welche Probleme gibt es auf dem Weg zur digitalen Mündigkeit und Souveränität vor allem älterer Bürger:innen im ländlichen Raum, die keinen direkten Anschluss an die institutionalisierte Bildungsvermittlung der Schulen haben? Wie hängen diese Fragen mit dem weiteren Generationenkonflikt und dem anthropogenen Klimawandel zusammen? Welche Lösungen auf dem Weg zu einer digital souveräneren, zukunftszugewandten Gesellschaft wären denkbar? Um diese und weitere Fragen, die sich mir ganz wörtlich beim Auspacken der Geschenke unter dem Weihnachtsbaum aufgedrängt haben, geht es in dieser Blogpost-Serie. An Stelle eines Jahresrückblicks – quasi als Versuch des engagierten Blicks in Richtung Zukunft – blogge ich diesen Essay zunächst in sieben Einzelteilen, um ihn im Anschluss noch auf meiner gerade neu entstehenden Seite Neopopulismus weiterzuverarbeiten. Nach der Einleitung (1) werde ich die Probleme der digitalen Infrastruktur mit Blick auf die Wissensvermittlung und -Verknappung durch traditionelle Bildungssysteme diskutieren, wovon tatsächlich mehr Alte als Junge betroffen sind (2). Im Anschluss analysiere ich den Generationenkonflikt zwischen tendenziell besser digital alphabetisierten, mündigeren Jungen einerseits und digital unmündigeren Alten andererseits – der analog zur Vorstellung der angeblich verantwortungsloseren, vergangenheitsverhafteteren Alten und zukunftsbesorgteren, verantwortungsvolleren Jungen im Kontext der Meta-Katastrophe des Klimawandels verläuft (3). Die gemeinsame Herausforderung der in allen Altersgruppen weit verbreiteten „digitalen Halbsprachigkeit“ diskutiere ich im dritten Teil genauer (4), um daran anschließend den scheinbaren Königsweg zur Lösung – nämlich die Forderung nach lebenslangem Lernen in der Wissensgesellschaft – kritisch zu diskutieren (5). Abschließend werde ich einige bestehende Initiativen und Lösungsideen präsentieren (6), aber auch versuchen, einige zusätzliche, eigene Vorschläge zu formulieren und zur weiteren Diskussion zu stellen (7). … Mehr [Neue Medien] Teil 1: Zur digitalen Souveränität und Zukunftsmündigkeit unserer Alten: ein paar letzte Gedanken des Jahres zu den häufigsten Weihnachtsgeschenken

[Klima] Merkels und Obamas Appell an die Jugend: eine Hilfe beim Einreißen eines Sprachtabus?

Ergänzend zur Weltklimakonferenz in Glasgow 2021 möchte ich mit diesem Beitrag ein Zitat der taz-Journalistin Ulrike Herrmann (aus 2020) kommentieren. Das Zitat kursierte kürzlich wieder in den sozialen Medien, und es bricht das Dilemma der Politik „as we know it“ hinsichtlich der Klimapolitik „as we need it“ auf eine Formel herunter. Da ich mir nicht … Mehr [Klima] Merkels und Obamas Appell an die Jugend: eine Hilfe beim Einreißen eines Sprachtabus?

[Klima] Morbide Wiesen: noch einmal zum Sommer

Früher, so die Beobachtung meiner Informantin, habe sie ihre Raserei manchmal schon bei Ingolstadt unterbrechen müssen. Dort habe sie ihre Windschutzscheibe von den vielen toten Insekten befreien müssen — denn „Alles war ganz schwarz vor toten Viechern“. Sogar die Lichtkegel der Scheinwerfer seien beeinträchtigt gewesen. Und nebenbei bemerkt: erinnert sich noch jemand an die Scheinwerfer, die Scheibenwischer hatten? Heute, so fuhr sie fort, rase sie noch schneller als früher nach München und aus München zurück — doch ihre Windschutzscheiben blieben dabei recht sauber. Es prallten einfach keine Insekten mehr so massenhaft gegen die Frontscheibe. Paradoxerweise macht sich das Fehlen von über 75 Prozent insektischer Biomasse nirgends stärker bemerkbar als auf der Autobahn: mitten in den Adern des Systems. … Mehr [Klima] Morbide Wiesen: noch einmal zum Sommer

[Human Security] Operation Epic Fail: der Afghanistan Plot

Der weitere Plot sieht jetzt so aus: die Flüchtlinge aus Afghanistan werden zum Problem Pakistans, Irans, der Türkei und der EU-Staaten erklärt. Die USA werden niemanden (oder höchstens „handverlesen“) aufnehmen: Sie werden keine Verantwortung übernehmen, ebensowenig wie Brexit-Britannien. Und sie müssen das auch nicht tun: kein Mensch aus Afghanistan oder Pakistan ist in der Lage, zu Fuß dorthin zu gelangen. Die vergangenen Jahre haben dagegen gezeigt, dass Menschen durchaus imstande sind, Tausende Kilometer zu Fuß zurückzulegen, um sich aus dem Gebiet des Epic Fails zu retten — und es ist ihnen auch gar nicht zu verdenken. Ich wäre in ihrer Situation bestimmt unter den Ersten aufgebrochen. … Mehr [Human Security] Operation Epic Fail: der Afghanistan Plot

[Klima] „Diese Priorisierung von Wirtschaft geht mir auf den Sack“ (Eckart von Hirschhausen)

Danke für diese klaren Worte, Eckart von Hirschhausen! Ich sage das so ähnlich seit Jahr und Tag — aber es ist großartig, dass er so deutlich wird. Und ich kann nur hoffen, dass jetzt endlich und angesichts der Bilder aus Westdeutschland und Benelux vielen anderen Leuten in ähnlich privilegierter, machtvoller und öffentlichkeitswirksamer Position „der Arsch platzt“. Zivilisationen kommen und gehen — und diese unsere hier geht ganz sicher und sichtbar; nur dass sie halt noch alles andere mit sich fortreißt, ist nicht OK. Beim Bild der fortgespülten Grundlage (so muss man das sagen) des Ortes Erfstadt-Blessem kann ich nur auf Erdrutschwahlen hoffen. Ich hoffe, irgendeine geschickte Grafikerin greift das Bild auf und verpackt es zu einem effizienten Slogan für eine an den Klimasystemen und Human Security ausgerichtete Politik, und zwar ohne die immer selben, faulen Kompromisse. … Mehr [Klima] „Diese Priorisierung von Wirtschaft geht mir auf den Sack“ (Eckart von Hirschhausen)

[Human Security] Geteilte Erinnerungen Ruanda 1994/Srebrenica 1995/München 2021 (21. Juli)

Asmir Šabić aka Chaspa von BalkaNet e.V. aus München bzw. Minga — daher der Veranstaltungstitel Ming(r)a Talks — hat mich für Mittwoch, den 21.07.2021 um 20:00 Uhr als Moderator und Panelist zum Thema Geteilte Erinnerungen Ruanda 1994 / Srebrenica 1995 / München 2021 eingeladen. Die Veranstaltung soll im Saal des Münchner Stadtmuseums stattfinden, wird aber … Mehr [Human Security] Geteilte Erinnerungen Ruanda 1994/Srebrenica 1995/München 2021 (21. Juli)

[Gender] Regenbogen-Communitas im Fußballstadion?

Das Communitas-Gefühl wurde von Arnold van Gennep als „liminales“ Geschehen und Teil eines „Rite de passage“ — eines Übergangs- oder Initiationsritus — beschrieben. Der Übergang findet statt von vereinzelter Ausgrenzung hinein in eine sichtbare, sich selbst wertschätzende und von anderen gewertschätzte, zumindest aber hinzunehmende Communitas. Diesen in einigen Fällen überlebenswichtigen Aspekt begreifen Außenstehende, nicht-liminale Menschen, oft gar nicht. Doch welche Communitas soll eigentlich in einem Fußballstadion entstehen, das schon von den großen Fußballverbänden und den Geldmachern hinter der Inszenierung her rein männerisch ist — bis auf den heutigen Tag? Weiterhin: das männerische Fußballspiel, das so tut, als sei es Fair Play, wenn nach körperlich-geschlechtlichen Kriterien ‚Gleiche‘ gegeneinanderspielen, ist von Grund auf das Gegenteil der Communitas unter der Regenbogenflagge, wo sich Verschiedene treffen, und wo Verschiedenheit als Gut gewürdigt wird. Das Fußballspiel der Männer gegen die Männer — aber auch der Frauen gegen die Frauen — bedeutet soviel wie die Inszenierung des Patriarchats und seiner inhärenten, strengen Binarität. … Mehr [Gender] Regenbogen-Communitas im Fußballstadion?

[Bosnia] Ekspozej: Književni projekat „Bosna u Berlinu“

Rat u Bosni i Hercegovini je okončan prije više od 25 godina, neposred poslije užasnog vrhunca: genocida u Srebrenici. Ova 25. godišnjica je bila povod dvjema panel-diskusijama, organizovanim od katedre za južnu slavistiku na Humboldt-Univerzitetu u okviru Berlin Science Week @ HU, koje je moderirao historičar Thomas Schad. Nakon panel-diskusije, nastala je ideja za pisanje knjige „Bosnien in Berlin“ (Bosna u Berlinu). Pet mladih žena iz Bosne i Hercegovine, Srbije i Njemačke su izlagale raznolike perspektive u okviru ove diskusije i usprkos različite starosne dobi (i unatoč različitim doživljajima), sve govornice pak spaja jedno: s autobiografske ali i znanstvene strane se sve susreću i bave temom rata u Bosni i Hercegovini. Učesnice i učesnici manifestacije su imali osjećaj da njihove priče i doživljaji nisu ispričani do kraja. Potaknuti velikim javnim interesom i pozitivnim odjekom, donijeli su odluku da nastave pričati i pisati knjigu s radnim naslovom „Bosnien in Berlin“. … Mehr [Bosnia] Ekspozej: Književni projekat „Bosna u Berlinu“

[Klima] Der CSU-Mann als Baumfreund: ein Essay in Bild- und Habitusbeschreibung

Wenn der weite und über weite Strecken unbelehrbahre Verlauf der Beziehung zwischen konformistischen CSU-Männern und Bäumen nicht tragisch wäre, dann könnte man eine aktuelle Headline mitsamt Teaser und Bild von Markus Söder im Spiegel (Spiegel 19/2021 vom 8.5.2021) auch als schalkhafte Posse verstehen: da präsentiert sich ein CSU-Mann doch tatsächlich als Baumfreund. Ich sehe darin eine extrem gelungene, symbolträchtige und zeitgeistige Machtdemonstration eines sogenannten uomo virtuoso (tugendhaften Mannes), und zwar ganz genau in dem Sinn, wie Niccolò Machiavelli es formuliert hat. Der „tugendhafte Mann“ — was heute meiner Meinung nach zurecht sehr veraltet klingt — strotzt nur so vor virtù, was in etwa mit „Tugend“ zu übersetzen wäre, obwohl in dem Wort über seine lateinische Wurzel etwas stark männliches steckt: der vir ist nämlich der Mann; der Türkischsprecherin, die das vielleicht schon immer etwas ungerecht fand, wird sich gleich die Analogie zur Wendung adam gibi offenbaren: wörtlich „wie ein Mann“, sinngemäß aber „anständig“ — aber das nur am Rande. Die genaueren Eigenschaften der von Machiavelli formulierten, „männlichen Tugend“ bestehen aus ambizione (Ehrgeiz), necessità (Notwendigkeit) und occasione (Gelegenheit). Letztere dürfe der Fürst — und Machiavelli schrieb zur Zeit der italienischen Renaissance, welche eine Zeit extremer politischer Krisen war — sich nicht entgehen lassen. Er müsse sie beim Schopfe packen und dürfe dabei weder vor Grausamkeiten noch vor Barmherzigkeiten zurückschrecken, wobei er auch noch zur gezielten Förderung und Nutzung der Religion rät, deren instrumentellen (bzw. instrumentalisierbaren) Charakter er aber andererseits auch schonungslos offenlegte; nicht zuletzt dadurch hat er sich die katholische Kirche besonders post mortem zum Feind gemacht und einen sagenhaft schlechten Ruf eingefahren. … Mehr [Klima] Der CSU-Mann als Baumfreund: ein Essay in Bild- und Habitusbeschreibung