[Rückblick 2020] [II] Januar, Februar & März

Januar

In die Haßberge [3] und in die Rhön [2] verschlug es mich Ende Januar erneut, wo ich nach abgegebener Dissertation [1] meinen vierzigsten Geburtstag mit meiner Zwillingsschwester verbrachte. Obwohl auf dem Farnsberg (786 m. NHN) zaghafter Frost gefallen war, können diese Bilder nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Winter insgesamt viel zu mild und nahezu vollkommen frostfrei verlaufen ist. Im Flachland fiel der erste ernsthafte Frost im Mai zu den Eisheiligen, weshalb es trotz Mittelmeerwinter ein stellenweise nuss- und obstarmer Sommer werden würde.

Februar

Nachdem ich im Februar das Theater der „Fahrenden Gaukler“ in Friesenhausen besuchte, beschloss ich, an einem Buch mit dem Titel Acta Francorum [1] zu schreiben. Nach dem rassistischen Terroranschlag von Hanau sowie durch das Elend der Flüchtlinge auf den griechischen Inseln kam es im Februar und im frühen März zu den letzten Demonstrationen vor der Pandemie auf dem Hermannplatz [2] und in Mitte [3], an denen ich teilnahm. Aus Bosnien kamen unterdessen schlechte Nachrichten: meine Oma hatte Nierenkrebs und musste im Krankenhaus von Zenica [4] eine Niere entfernt bekommen. Meine Mutter und die Frau meines Onkels gerieten dadurch Anfang März in eine frühe häusliche Quarantäne [5] in Bosnien, was das gesamte Familiensystem ins Wanken brachte. Auf der Hermannova in Berlin wollte der Februar lieber April sein [6]; Hagel war der einzige weiße Niederschlag.

März

Im März dann der Schock: das Klopapier war alle! [1] Corona war jetzt vollkommen da. Die Krankenhäuser stellten sicherheitshalber weiße Zeltpavillons vor den Eingängen auf. Die Leute waren schockiert von den Bildern aus Italien, wo Militär-LKWs die Leichen abtransportierten. Niemand wusste genaueres — außer, dass das neoliberale „Sparen“ am Gesundheitssystem gescheitert war. Social Distancing und der Hashtag #StayTheFuckHome [2] avancierten kurzzeitig zum Gebot der Stunde, die EuropäerInnen klatschten dem Krankenhauspersonal von den Balkonen, und ich fuhr in einem gespenstisch leeren ICE durch gleißenden Sonnenschein in die Rhön. Mit dem Minihund [4] — der so heißt, weil er eigentlich ein großer ist, nur dass er klein ist — trieb es mich dort täglich stundenlang in die Wälder [3]. Meine Zwillingsschwester ging weiterhin unerschüttert auf die Arbeit: Frauen, die Opfer von Gewalt sind, brauchten jetzt erst recht Unterstützung. Mein Neffe war nicht so begeistert von der Idee des „Homeschoolings“ mit seinem Onkel als Hauslehrer. Seine Schulen und Sportvereine blieben geschlossen — aber Luftsprünge [5] konnte man ja trotzdem machen.

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