[Geschichte] Magisterarbeit revisited

Ich habe meine Magisterarbeit an dieser Stelle einschließlich einer Leseprobe zugänglich gemacht:

Thomas Schad (2011): Demographisches Unternehmertum in der Türkei und Jugoslawien: das Beispiel staatlich forcierter Migration jugoslawischer Muslime zwischen den Weltkriegen. =Unveröffentlichte Magisterarbeit des Osteuropa-Instituts der Freien Universität Berlin. Zum Gesamttext als PDF

Leseprobe:

1.2.3. Fazit: Als Muslim emigriert, als Türke immigriert?

Die Diskussionen der demographischen Unternehmer im serbischen (jugoslawischen) und türkischen Staat hinsichtlich der Frage, wer in die Nation aufgenommen werden konnte und wer dagegen als problematisch und unerwünscht galt, lassen zusammenfassend folgende Schlussfolgerungen zu:

Beide nationalen Regime beriefen sich auf das Herder’sche Nationalitätenprinzip, wonach jedes Volk als Nation das Recht auf staatliche Souveränität habe. Dies verlangte eine Klärung der Frage, durch welche Merkmale sich die jeweilige Nation von anderen Nationen zu unterscheiden habe und wie im Einzelnen die Grenzen der Nation zu definieren waren.[1] Religionszugehörigkeit stellte (und stellt) dabei als „Identifikationssubstrat“ auch für die postosmanischen Nationalisten einen starken Identitätsfaktor dar, der ein- und ausgrenzend für die Nationsbildungsprozesse und die durch sie bestimmten Staatsbürgerschafts-, Einwanderungs- und Flüchtlingsaufnahmegesetzgebung wirkte – auch wenn die offizielle Diktion in der Türkei darüber, wer als der türkischen Kultur verbunden zu erachten war (Türk kültürüne bağlı), diesbezüglich nicht explizit wird und Raum für Interpretation lässt. Die herausragende Bedeutung der Religionszugehörigkeit (zum Islam) konnte bei der Vertreibung von Muslimen aus den Gebieten „Südserbiens“ als Exklusionskriterium wirken, welches je nach Kontext und Zeitraum mehr oder weniger stark durch andere nationale Attribute ergänzt werden und teilweise auch hinter diesen zurücktreten konnte.[2] Unter Berufung auf das „historische Recht“ eines wiederherzustellenden, vorosmanischen „Naturzustandes“ konnte „Vertürkten“ als Erinnerungsposten der osmanischen Zeit das Existenzrecht in „Südserbien“ abgesprochen werden. Bei der Aufnahmepolitik des Osmanischen Staates und der türkischen Republik hingegen wirkte und wirkt bis heute die Zugehörigkeit zum Islam als bedingendes Inklusionskriterium, das ebenfalls – je nach aktueller Ausprägung des türkischen Nationalismus – mehr oder weniger stark durch weitere nationale Attribute wie Sprache oder Abstammung erweitert oder eingegrenzt werden kann.

Betrachtet man die Migration der „jugoslawischen“ Muslime in die Türkei eingebettet in den demographisch-unternehmerischen Gesamtkontext staatlich dirigierter Bevölkerungsaustausche, Vertreibungen, Massaker, Assimilationsmaßnahmen und Siedlungsgesetze während der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts, die in allen postosmanischen Ländern von Rumänien bis nach Griechenland und in der Türkei die Schaffung eines homogenen Nationalstaates verfolgten, wird deutlich, dass noch vor allen anderen Exklusions- und Inklusionskriterien wie Sprache und Abstammung die Religionszugehörigkeit zum Islam als gate of entry bei der Einwanderung in die Türkei gewirkt hat. Zwar sind viele Muslime Jugoslawiens trotz ihrer Religionszugehörigkeit nicht ausgewandert, und ein beträchtlicher Teil der zur Aussiedlung vorgesehenen Muslime der Zwischenkriegszeit waren hauptsächlich aufgrund ihrer nationalen (albanischen) Identitätsmerkmale ins Visier der demographischen Unternehmer geraten. Wie anhand der Schwierigkeiten auf dem Weg zum bilateralen Abkommen zwischen der Türkei und Jugoslawien deutlich wird, spielten in der Zwischenkriegszeit und ganz besonders in den 1930er Jahren nichtkonfessionelle Identitätsattribute tatsächlich eine gewichtige Rolle bei der Besiedlungsgesetzgebung und anderen zentralen Texten. Deshalb ist es nicht möglich, die Aussiedlung auf muslimische Auswanderung zu reduzieren, obwohl nichtmuslimische Migration in die Türkei – ob aus Jugoslawien, Rumänien, Griechenland oder Bulgarien – nicht möglich gewesen wäre, da sich Religionszugehörigkeit zum (sunnitischen) Islam als Grundbedingung für die Einwanderung in die Türkei erwiesen hat, ungeachtet aller säkularisierenden Reformmaßnahmen des jungen türkischen Staates.[3] Die Grundbedingung dafür, dass Migration stattfinden konnte, war vor allen anderen Identitätsattributen immer zuallererst, dass es sich bei den Migranten um Muslime handelte.

Über die assimilativen Maßnahmen demographischen Unternehmertums – wie Sprachpolitik und strategische Ansiedlung – war die türkische Regierung bestrebt, die Neuankömmlinge zu „echten Kulturtürken“ zu machen. Nichtmuslime sowie selbstbewusste, „nicht integrationsbereite“ muslimische Minderheiten (wie die Kurden) wurden, wie in Nutuk und dem „Sèvres – Syndrom“ (Sevr sendromu) angelegt, als Gefahr für die „unteilbare Gesamtheit der Nation“ (milletin bölünmez bütünlüğü) angesehen.[4]

Muslimische Einwanderer vom Balkan wurden von Mustafa Kemal [Atatürk] gegenüber zentralasiatischen oder kaukasischen Einwanderern bevorzugt, was zum einen an der Appeasementpolitik gegenüber der Sowjetunion gelegen haben mag,[5] zum anderen aber auch auf die Herkunft eines erheblichen Teils der republikanischen Eliten in der Türkei zurückführbar ist.[6] Dort herrschte die Einstellung vor, der Balkan sei als endgültig verloren zu betrachten und die dort zurückgelassene Bevölkerung stelle ein „Bevölkerungsdepot“ dar, das dabei helfen könnte, die entvölkerten und kriegsversehrten Gebiete Anatoliens und Thrakiens zu besiedeln und im nationalen Sinn sicher zu machen.[7] Mustafa Kemal [Atatürk] brachte seine demographischen Erwartungen hinsichtlich der Immigranten vom Balkan so zum Ausdruck:

Die Einwohnerzahl der Heimat befindet sich in einem bemitleidenswerten Zustand. Ich gehe davon aus, dass die Einwohnerzahl ganz Anatoliens acht Millionen nicht übersteigt… Nun wollen wir dafür einen Ausgleich schaffen… Wir müssen auch das außerhalb der nationalen Grenzen gebliebene Element (anasırı) von gleicher Abstammung und Kultur hierher bringen und unsere Bevölkerung anwachsen lassen, indem wir auch sie (die Einwanderer, Anm. TS) auf angenehme Weise zum Leben erwecken… meiner Meinung nach müssen die Türken aus Makedonien und Westthrakien allesamt hierher umgesiedelt werden.[8]

Darüber hinaus war es aus türkischer Sicht hilfreich, dass die nationalistischen Eliten auf dem Balkan ihre „türkische“ Bevölkerung aussiedeln wollten, was die Ratifikation von Aussiedlungsabkommen mit den Balkanstaaten Bulgarien, Griechenland, Rumänien und Jugoslawien erleichterte.[9]

2.3.    Historiographie und hegemonischer Diskurs

Wie die Kontextualisierung von demographischem Unternehmertum, Verlaufsgeschichte und hegemonischem Diskurs bei der Errichtung nationaler Gemeinwesen in Serbien (Jugoslawien) und der Türkei zeigen konnte, spielen neben realen Sicherheitsbedenken „irrationale“ Mythen im hegemonischen Diskurs der Nationen als wahre Sicht auf Geschichte eine wichtige Rolle, so dass neben (tätlich) illoyalen Statsfeinden Angehörige von Minderheiten allein aufgrund ihres Anders-Seins von demographischem Unternehmertum betroffen waren. Weil die hegemonische Inanspruchnahme mythischer Texte jedoch nicht nur die nationalisierenden Institutionen der Zwischenkriegszeit mitgestaltet hat, sondern sich auch auf die Historiographie ausgewirkt hat, auf die diese und andere Arbeiten so dringend angewiesen sind, soll im Folgenden dargestellt werden, wie Mythen als soziales Ordnungsprinzip instrumentalisiert werden können und wie sie sich im Fall der „nationalen Historiographie“ Serbiens und der Türkei identifizieren lassen.

2.4.1.     Ordnungsprinzip Mythos?

Mythen bestimmen den hegemonischen Diskurs besonders deutlich, wenn nach einer kollektiven Katastrophe wie Besatzung, sozialer Desintegration, Revolution o.ä. eine neue soziale Struktur gefunden werden muss und staatliche Akteure zu diesem Zweck auf kollektivistische Formeln zur Mobilisierung der Gesellschaft zurückgreifen.[10] Zu Zeiten solch epochaler Veränderungen bilden für gewöhnlich Konzepte wie Freiheit, Unabhängigkeit, Souveränität, Kommunismus etc. den Dreh- und Angelpunkt des neuen Mythos und laden die Propositionen mythischer Narrative moralisch auf. So soll das Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft ausbalanciert werden, indem gleichzeitig an das mythische Kollektiv und das Individuum appelliert wird.[11] Laut Holm Sundhaussen besteht die Funktion des Mythos darin, Antwort auf zentrale, zeitlose Fragen des Menschen zu geben, ohne, dass dabei rational vorgegangen werden muss.[12] Es geht nicht darum,

Erklärungen zu liefern, sondern Gewissheit zu geben, nicht, Neugierde zu befriedigen, sondern Vertrauen in Macht einzuflößen, nicht, Geschichten zu erfinden, sondern jene Ereignisse festzuhalten und herauszuheben, die im kontinuierlichen Strom des Alltagslebens für die Gültigkeit des Glaubens zu zeugen vermögen.[13]

Gerade in Zeiten des Umbruchs und großer Unsicherheit steigt das Bedürfnis nach Gewissheit und Vertrauen, wobei Phasen der Unsicherheit nicht unbedingt einen vorübergehenden Ausnahmezustand darstellen müssen – wie das Beispiel der Türkei deutlich macht: weite Teile der kurdisch besiedelten Gebiete des Landes befanden sich auch nach der Zwischenkriegszeit und Gründung der Republik über Jahrzehnte im Kriegszustand oder unter Ausnahmeverwaltung – mit Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft.[14] Auch in Serbien und im Kosovo kann spätestens seit der „antibürokratischen Revolution“ des Slobodan Milošević und dem nationalistisch-mythischen „Sich-Ereignen-des-Volkes“ (događanje naroda) zur 600-Jahr-Feier der mittelalterlichen Kosovoschlacht 1989 von Normalität und Sicherheit keine Rede mehr sein – ganz zu schweigen von den Kriegen der 1990er Jahre.[15]

In der Welt des Mythos wird das Bedürfnis nach Sicherheit gestillt: eine nicht hinterfragbare Grundordnung der Gesellschaft wird als gegeben hingenommen und durch bestehende oder neu komponierte Traditionen überliefert. Alle nationalen Regime, die sich auf Mythen berufen, sind einander strukturell ähnlich und damit vergleichbar.[16] Durch Arbeit am Mythos werden grundlegende Metaphern und Muster einer Gesellschaft (Mythologeme) so lange wiederholt, bis die durch sie ausgedrückten und verfestigten kollektiven Überzeugungen und Werte zunehmend institutionalisiert werden. So verwandeln sich Metaphern, Archetypen und Symbole über ihre Institutionalisierung in Klischees, Stereotypen und Gesetze.[17] Gesetze stellen demnach Institutionen dar, welche die Ordnung der Dinge herstellen und ihre Hinterfragung verhindern sollen. Als problematisch hat sich der exklusive Charakter der Mythosarbeit und die so entstandene Vielzahl neuer nationaler Gesetze – wie des Besiedlungsgesetzes Nr. 2510 in der Türkei – jedoch nicht nur für nationale Minderheiten erwiesen, die in der Ordnung der Dinge in ihrem Anders-Sein nicht vorgesehen sind und deshalb vom demographischen Unternehmertum betroffen waren. Auch und gerade die Historiographie kann gezwungen sein, sich an die wahre Sicht auf Geschichte zu halten. Wenn aber

(…) die Aufgabe des Historikers darin besteht, in der Vergangenheit Antworten auf die Fragen der Gegenwart zu finden, und wenn er auf der Grundlage eigener Forschungen die Ereignisse der letzten Jahrzehnte öffentlich darstellt, mitsamt ihren Anlässen und Ursprüngen, die bis in die Gegenwart hineinreichen[18],

so bleibt aus heutiger Perspektive hinsichtlich der vorhandenen Historiographie über die Rolle nationaler Regime als demographische Unternehmer zu konstatieren, dass viele Fragen der Gegenwart nicht oder nur unzureichend gestellt worden sind: Welche Rolle haben demographische Unternehmer im Namen der Nation bei Völkermord, in Aktionen „ethnischer Säuberung“, der Umsiedlungs- und Assimilierungspolitik mit dem Ziel ethnischer Homogenisierung ihrer Volksnationen eingenommen? Wie direkt oder indirekt war ihr Engagement dabei, und welche Mittel der „Softpower“ haben sie dabei eingesetzt? Welche Bündnisse sind Staaten dabei eingegangen, und welche Rolle haben dabei ausländische Interessen gespielt?

2.4.2.     Mythische Schranken für die Historiographie

Dass diese Fragen innerhalb der serbischen und türkischen Gesellschaft problematisch sind, und dass es sich bei den Historikern und Politikern, die sich an diese delikaten Fragen dennoch heranwagen, meist um Dissidenten handelt, ist nicht überraschend: der hegemonische Diskurs in der Gesellschaft und die durch ihn vorgegebene Ordnung der Dinge verbitten sich abweichende Fragen mit allen zur Verfügung stehenden juristischen und moralischen Mitteln.[19] Gerade weil die Forschung zum demographisch-unternehmerischen Geschehen in der Türkei und Serbien der Zwischenkriegszeit dringend auf eine unabhängige Forschungsperspektive angewiesen ist, ist es nötig, sich neben den Ordnungsstrukturen der Zwischenkriegszeit auch den mythischen Schranken der Gegenwart zuzuwenden.[20]

Damals wie heute berufen sich Nationalstaaten auf mythische Texte, und viele von ihnen sind heute Gegenstand kritischer akademischer Untersuchung.[21] In der Türkei jedoch ist eine kritische Auseinandersetzung mit Nutuk als Konglomerat aus Geschichtsschreibung und Fiktion nicht ungefährlich, weil ein Angriff auf Nutuk für nationale Kreise, die den offiziellen hegemonischen Diskurs gestalten und kontrollieren, gleichbedeutend ist mit einem Angriff auf die Person Mustafa Kemals [Atatürks] und somit der Nation selbst, als deren Wächter sie sich wähnen.[22] Die Prоpositionen in Mustafa Kemals Nutuk einschließlich aller weiteren Reformen, die Person „Atatürk“ und die Nation sind durch die ikonische Verdichtung um Atatürk und den anhaltenden Führerkult zu einer unantastbaren, tripodischen Einheit verschmolzen.[23] In Serbien hält die nationalistische Elite erbittert am Kosovo-Mythos fest – trotz des faktischen Verlusts des Kosovos, der nicht akzeptiert wird und „niemals akzeptiert werden wird“.[24]

Entsprechend der durch die einzige wahre Sicht vorgegebenen Ordnung der Dinge bekräftigen viele Arbeiten entweder die Vorstellung des vertreibenden, diskriminierenden jugoslawischen Staates, und der Türkei als aufnahmebereitem, traditionell tolerantem Fluchtort für „Türken“ vom Balkan – oder serbischerseits die des im Namen der Freiheit handelnden Serbiens, das sich historisches Recht sichert. Erste Perspektive identifizieren Toumarkine und Sigalas in den Arbeiten zur Flüchtlingsaufnahme in der Türkei vermehrt seit den 1990er Jahren unter der Ägide der Türkischen Gesellschaft für Geschichte (Türk Tarih Kurumu, TTK); in ihnen wird dysfunktionalen Aspekten der staatlichen Regelungen des Migrationsgeschehens keine Beachtung geschenkt, die Rolle des osmanischen und türkischen Staates nicht kritisch in Frage gestellt.[25] Exemplarisch für die Perspektive der TTK – Historiographie sei hier der apologetische Befund Halim Çavuşoğlus genannt, weil dieser sich explizit dem Migrationsgeschehen zwischen Jugoslawien und der Türkei zuwendet.[26] Seiner Auffassung nach bestand die Herausforderung der Flüchtlingsaufnahme darin, gemäß Atatürks Worten einen Beitrag zur Integration der Neuankömmlinge zu leisten. Explizit nennt er nationale staatliche Institutionen, welche sich zum Ziel gesetzt haben, die in Atatürks Reden formulierten Aufgaben zu erfüllen und in dieser Hinsicht einen großen Beitrag geleistet hätten:

In den ihnen übertragenen Aufgaben, die offensichtlich Atatürks Worte im Blick hatten (einen Beitrag zur türkischen Sprache, Geschichte, Kultur und Zivilisation zu leisten, mit dem dazugehörigen Wissen, der Liebe und dem Bewusstsein), hatten die während der sehr frühen Jahre [der Republik, Anm. T.S.] gegründeten, unterschiedlichen Organisationen, wie vor allem die „Gesellschaft für Türkische Sprache“, die „Gesellschaft für Türkische Geschichte“ und die „Fakultät für Sprachgeschichte und Geographie“ einen großen Anteil bei der Erreichung dieses Zieles.[27]

Als positiv wird der Umstand bewertet, dass heute unter den Nachkommen der damaligen Einwanderer aus so unterschiedlichen Regionen wie dem Peloponnes, Bulgarien, Jugoslawien, Rhodos, Griechenland keine partikularen Loyalitäten mehr ausmachbar seien:

Sogar bei den Nachfahren der in der jüngeren Geschichte zwischen 1923-1930 aus Griechenland gekommenen Einwanderer ist es nicht mehr möglich, diese durch soziologische Feldstudien nachweislich als „Gruppe“ zu identifizieren.[28]

Serbischerseits ist in der offiziellen Historiographie, wie bei Dušan Bataković, Mitglied der Serbischen Akademie der Wissenschaften und Künste (SANU), hinsichtlich des historischen Verhältnisses zwischen Kosovo und serbischem Staat selbstverständlich die Rede von der „Befreiung“ des Kosovos. Das demographisch-unternehmerische Kolonisierungsprojekt im Kosovo der Zwischenkriegszeit wird als „Wiederbesiedlung“ bezeichnet, um nach jahrhundertelangem Unrecht endlich historische Gerechtigkeit und Sicherheit der Grenzen walten zu lassen:

Belgrad antwortete auf die Provokationen von jenseits der Adria mit zwei Maßnahmenpaketen: auf innenpolitischer Ebene mit der Abschaffung der Feudalstrukturen (1919) und mit der Modernisierung der Wirtschaft. Parallel dazu ging man dazu über, Kosovo-Metohija wieder zu bevölkern ([mit der] serbischen Bevölkerung aus den gebirgigen, passiven Regionen der Herzegowina, Montenegros, Bosniens und der Krajina – der alten Militärgrenzen Österreich-Ungarns), um das demographische Gleichgewicht wieder herzustellen, das über die Jahrhunderte osmanischer Besatzung zerstört worden war, und um den Grenzgürtel zu Albanien abzusichern; das ist der Grund dafür, dass die Kolonisten zum ständigen Ziel von Angriffen albanischer Einheiten aus Albanien wurden.[29]

Hinsichtlich der Aussiedlung von Albanern und Türken in die Türkei ist explizit von einem Sicherheitsproblem die Rede:

The Yugoslav government’s intention to avert the growing danger for the stability of its southwestern borders by the massive migration of the Albanian and Turkish populations from Kosovo and from Macedonia to Turkey (1938), was never carried out because of unsettled financial terms with Ankara.[30]

Selbst wenn davon ausgegangen werden kann, dass Bataković die Interministerielle Konferenz zur Aussiedlung des nichtslawischen Elements von 1935 zum Zeitpunkt des zitierten Artikels nicht bekannt war,[31] so schreibt er doch in Kenntnis der späteren und viel zitierten „Denkschrift“ von Vasa Čubrilović (1937), in der dieser vorschlägt, die Albaner gewaltsam auszusiedeln – unter Anwendung noch drastischerer Methoden, als sie durch die Teilnehmer der Interministeriellen Konferenz vorgeschlagen worden waren. Ohne ein Wort der Kritik reduziert er dessen durchweg faschistoide Pläne auf die unbedeutende persönliche Meinung Čubrilovićs:

Der serbische Historiker Vasa Čubrilović hatte 1937 – da die Bedingungen dafür auf internationaler Ebene günstig waren – einer Tribüne des serbischen Kulturvereins vorgeschlagen, einen Plan zur Abreise (départ) der Albaner und ihrer Ansiedlung in der Türkei aufzustellen; dabei handelte es sich indes um nicht mehr als einen persönlichen Standpunkt, der kein Echo in der politischen Realität Serbiens hervorrief; es wurde [nicht] als eine Möglichkeit der Regelung der globalen Beziehungen zur albanischen Minderheit erwägt. Die serbische [öffentliche] Meinung, die ganz wie die politische Klasse überbeschäftigt war mit den Beziehungen zu den Kroaten, stand vor ernsthaften Bedrohungen von außen und maß der albanischen Frage keine große Bedeutung zu: nach ihrer Ansicht handelte es sich um unumstritten serbisches Gebiet.[32]

Diese historiographische Schau ist nicht erschöpfend und spiegelt nur exemplarisch die apologetische Historiographie beider nationaler Traditionen wieder. Daneben konnte diese Arbeit auf einen wachsenden Bestand kritischer Literatur zurückgreifen, die hier nicht vollständig noch einmal aufgeführt werden muss, da sie die Basis der in dieser Arbeit bisher verwendeten Literatur bildet. Hervorzuheben sind allerdings besonders für den verlaufsgeschichtlichen Bereich die Untersuchungen Vladan Jovanovićs und Edvin Pezos, da sie auf Kenntnis weiterführender archivarischer Dokumente (Archiv Jugoslawiens) beruhen, und für den diskursanalytischen Teil die soziologischen Arbeiten des Sammelbandes Srpska Strana Rata (auf Deutsch gekürzt als Serbiens Weg in den Krieg erschienen) von Nebojša Popov und allen daran Beteiligten. Für den Bereich der Türkei bezogenen Forschung sind sämtliche Arbeiten und Autoren des Dossiers von Nikos Sigalas und Alexandre Toumarkine zu nennen, sowie zahlreiche Teilnehmer der Konferenz Die osmanischen Armenier in der Niedergangsphase des Reiches: Verantwortung der Forschung und Probleme der Demokratie vom 23.-25.9.2005 in Istanbul, wie Murat Belge, Taner Akçam, Stéphane Yérasimos und viele andere.[33]

Dennoch bleiben vergleichende Studien zur Aussiedlung der Muslime vom Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens in die Türkei weiterhin ein Desiderat der Forschung, weil die meisten Arbeiten zu diesem Thema schwerpunktmäßig entweder die Frage der Aussiedlung oder die der Aufnahme betrachten und dabei das interdependente Verhältnis zwischen Migrations- und Staatsbürgerschaftsregime des Herkunftslandes und des Wanderzieles nicht im Mittelpunkt steht. Nur komparative Studien jedoch können nach McGarry mehr verallgemeinerbare Aussagen über die Bedingungen treffen lassen, wann der Einsatz demographischen Unternehmertums besonders wahrscheinlich ist.[34] Im spezifischen Fall der Auswanderung von Muslimen aus Jugoslawien in die Türkei wird nur durch die vergleichende Betrachtung und die Kenntnis beider hegemonischer Diskurse über die Nation und ihr Self – Verständnis klar, warum es bestimmten Muslimen möglich war auszuwandern, anderen hingegen nicht.


Fußnoten:

[1]      Sundhaussen, Holm: Geschichte Serbiens, S. 133-134

[2]      Dies galt aufgrund der Beschaffenheit des albanischen Nationalismus nicht so sehr für die Aussiedlung nach Albanien. Eine Aussiedlung nichtmuslimischer Albaner in die Türkei wäre dagegen undenkbar gewesen. Vgl. Jovanović, Vladan: In Search of Homeland?, S. 56-67

[3]      Selbst während der streng säkularistischen Anfangsjahre der Türkischen Republik war dies der Fall. Kirişçi beschreibt die Aufnahmepolitik und Praxis der Verleihung türkischer Staatsbürgerschaft so: „(…) Turkish immigration and refugee policies have been biased in favour of people of ‚Turkish descent and culture‘ and then only as long as such persons were of Sunni-Hanefi background.” Kirişçi, Kemal: Disaggregating Turkish Citizenship, S. 4.

[4]      Oran, Baskın: Türkiye’de azınlıklar, S. 111-112

[5]      Für die vorsichtige Haltung gegenüber der Sowjetunion zeugt auch die Praxis, dass antisowjetische Agitation unter Russland-Exilanten verboten war. Kirişçi, Kemal: Disaggregating Turkish Citizenship, S.16.

[6]      Allerdings kamen viele Schlüsselfiguren des türkischen Nationalismus (Ahmet Ağaoğlu, Yusuf Akçura) aus dem Russischen Reich. Der türkisch-amerikanische Akademiker Mücahit Bilici hat mit seiner Behauptung, in der Türkei verliefen die sozialen Verwerfungen längs geographischer Herkunftslinien einer „weißen“ Elite vom Balkan und einer benachteiligten, „schwarzen“ Schicht von Anatoliern, eine hitzige Debatte zu den Präsidentschaftswahlen 2007 ausgelöst. Er betont den enormen Einfluss, den Einwanderer auf die Entwicklung des Nationsverständnisses der frühen Republik ausgeübt haben: „The political and cultural elite that exercised power in defining the new nation and its identity were mostly elite immigrants or of immigrant backgrounds, originally from the Balkans and the Caucasus. Ironically, for the most part they were not ethnic Turks. They were Macedonians, Circassians, Georgians, Bosnians and Tatars.” Bilici, Mücahit: Black Turks, white Turks: on the three requirements of Turkish citizenship, in: Insight Turkey, Jg. 2009, Heft 3, S. 23-35. Online abrufbar: URL: http://www.mucahitbilici.net/web_documents/insight_turkey_2009_black_turks_white_turks.pdf , Stand: 10.1.2011. Für Bilicis Artikel sowie die wütende Reaktion des früheren Bulgarien stämmigen Hürriyet-Chefredakteurs Ertuğrul Özkök vgl.: Bilici, Mücahit: İki Türkiye ve Cumhurbaşkanlığı seçimi [Zwei Mal Türkei und die Präsidentschaftswahl], in: Yeni Şafak vom 21.3.2007, online abrufbar: URL: http://yenisafak.com.tr/Yorum/?i=36163 , Stand: 10.1.2011, und Özkök, Ertuğrul: Bir örümcek kafalının hezeyanları [Die Einbildungen eines Spatzenhirns (wörtlich: “eines Spinnenköpfigen”. Anm. T.S.)], in: Hürriyet vom 22. 4.2007, online abrufbar: URL: http://www.hurriyet.com.tr/yazarlar/6378829.asp?yazarid=10&gid=61 , Stand: 10.1.2011.

[7]      Laut Mustafa Kemal, der selbst aus (Ägäis-) Makedonien stammte, waren die Muhacir ein Teil der Nation: „Muhacirler, kaybedilmiş ülkelerimizin millî hatıralarıdır“ [„Die Muhacir sind nationale Memorabilien unserer verlorenen Länder“, Hervorhebung von T.S.], zit. nach: Akçam, Taner: Türk Ulusal Kimliği Üzerine Bazı Tezler [Einige Thesen über die nationale türkische Identität], in: Belge, Murat (Hrsg.): Modern Türkiye’de Siyasi Düşünce (Cilt 4) / Milliyetçilik [Politische Ideen in der modernen Türkei (Band 4) / Nationalismus]. Istanbul, 2008, S. 59.

[8]      Übersetzt aus:“Memleketin nüfusu şayan-ı teesüf bir derecededir. Zannederim ki bütün Anadolu halkı sekiz milyonu geçmez… Şimdi biz bunu telafi etmek istiyoruz… hudud-ı milliye haricinde kalan aynı ırk ve harstan olan anasırı da getirmek ve onları da müreffeh bir halde yaşatarak nüfusumuzu tezyid etmek lazımdır… bence Makedonya’dan ve Garbi Trakya’dan kamilen Türkleri buraya nakletmek lazımdır.“, zit. nach: Ağanoğlu, H. Yıldırım: Osmanlı’dan Cumhuriyet’e Balkanlar’ın Makûs Talihi Göç [Die unglückliche Migration vom Balkan von der osmanischen (Ära) bis in die republikanische (Zeit)]. Istanbul, 2001, S. 275-276

[9]        Kirişçi, Kemal: Disaggregating Turkish Citizenship, S. 17

[10]     „‘Ethnicity‘, die heute weltweit verbreitetste Form kollektiver Identität, ist meistens keine ungebrochene Traditionalität, sondern ein postkatastrophischer Regreß, die Umwertung einer kollektiven Differenzerfahrung von Ausgeschlossenen.“ Niethammer, Lutz: Kollektive Identität. Heimliche Quellen einer unheimlichen Konjunktur. Reinbek bei Hamburg, 2000, S. 261

[11]     Đurić, Jelena: The Use of Myths for Creating And Destroying A Society, in: Skopljanac Brunner, Nena u.a. (Hrsg.): Media and War. Zagreb, 2000, S. 153-176

[12]     Sundhaussen, Holm: Geschichte Serbiens, S. 101

[13]     Malinowski, Bronislav: Magie, Wissenschaft und Religion. Und andere Schriften. Frankfurt a.M., 1973, S. 68, zit. nach: Sundhaussen, Holm: Geschichte Serbiens, S. 101

[14]     Security-Zones in the South-East (=Sonderbericht des Demokratischen Türkeiforums, ohne Datum), http://www.tuerkeiforum.net/enw/index.php/Security_Zones_in_the_South-East , Stand: 10.1.2011, sowie Üskül, Zafer: Olağan yönetilemiyoruz [Wir können nicht normal verwalten], in: Radikal vom 27.12.2001, online abrufbar: URL: http://www.radikal.com.tr/haber.php?haberno=24855 , Stand: 10.1.2011

[15]     Vgl. Milosavljević, Olivera: Zloupotreba autoriteta nauke [Missbrauch der Autorität der Wissenschaft], in: Popov, Nebojša (Hrsg.): Srpska strana rata. Trauma i katarza u istorijskom pamćenju [Die serbische Seite des Krieges. Trauma und Katharsis im historischen Gedächtnis]. Erster Teil, Zweite Ausgabe. Belgrad, 2002, S. 29-86

[16]     Vgl. Hierzu die Gegenüberstellung der serbischen und türkischen Mythologeme in Anhang. 2, S. 110

[17]     Đurić, Jelena: The Use of Myths, S. 153-176

[18]     Perović, Latinka: Was hemmt die Modernisierung?, in: Becker, Jens; Engelberg, Achim (Hrsg.): Serbien nach den Kriegen, Frankfurt/M., 2008, S. 120

[19]     Allerdings stellen Serbien und die Türkei in dieser Hinsicht keine Ausnahme dar. So musste in Bulgarien eine Konferenz zum Nationalmythos um das osmanische Massaker von Batak 1876 abgesagt werden, auf der unter federführender Beteiligung des Osteuropainstituts der FU Berlin die Mythenbildung mittels Malerei kritisch dargestellt werden sollte. Die Berliner Wissenschaftler Martina Baleva und Dr. Ulf Brunnbauer erhielten Morddrohungen von bulgarischen Nationalisten, nachdem Staatspräsident Parvanov darauf bestand, niemand dürfe „die nationale Geschichte umschreiben“. Vgl. Ditchev, Ivaylo: Der bulgarische Bilderstreit, in: TAZ vom 30.04.2007, online abrufbar: URL: http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2007/04/30/a0173 , Stand: 10.1.2011 sowie Baleva, Martina; Brunnbauer, Ulf (Hrsg.): Batak ein bulgarischer Erinnerungsort/Батак катто място на паметта. Sofia, 2007. Von der Ubiquität des Mythos-Prinzips zeugen auch die kontroversen Debatten in Deutschland anlässlich der Ausstellungen über die Verbrechen der Wehrmacht – über 50 Jahre nach Ende der Naziherrschaft. Die deutsche Rechte versuchte, den Mythos der angeblich „sauberen“ Wehrmacht vor „Beschmutzung“ zu schützen. Vgl. Ueberschär, Gerd R.: Die Legende von der sauberen Wehrmacht, in: Benz, Wolfgang; Graml, Hermann; Weiß, Hermann (Hrsg.): Enzyklopädie des Nationalsozialismus. Stuttgart 2007

[20]     Wie dringend die Freiheit der Forschung auch für die Lösung anhaltender Konflikte ist, bezeugen auch die Hindernisse, die im Vorfeld der Konferenz zum Völkermord an den Armeniern in Istanbul staatlicherseits errichtet wurden. Den Worten des türkischen Justizministers Cemil Çiçek „Diese Konferenz ist ein Dolchstoß in den Rücken der türkischen Nation, die nur der armenischen Diaspora in die Hände arbeitet” folgend, wurde die an der staatlichen Bosporus Universität geplante Konferenz abgesagt, um später an der privaten Bilgi Universität schließlich doch stattfinden zu können. O.V.: Armenien-Konferenz in Istanbul abgesagt, in: Zeit.de vom 26.5.2005. URL: http://www.zeit.de/2005/22/historikerkonferenz , Stand: 10.1.2011. Die Schwierigkeiten zwischen Serbien und Kosovo sind mittlerweile ein europäischer Gemeinplatz und müssen nicht extra aufgegführt werden.

[21]     Wie beispielsweise – in anderer Terminologie – in den religionssoziologischen Arbeiten über die amerikanische Zivilreligion, wie bei Bellah und Hammond, vgl. Bellah, Robert N.: Zivilreligion in Amerika, in: Kleger, Heinz; Müller, Alois (Hrsg.): Religion des Bürgers. Zivilreligion in Amerika und Europa, in: Religion, Wissen, Kultur. Studien und Texte zur Religionssoziologie, Band 3. München, 1986 S. 19-41, sowie Hammond, Philipp E.: Religion und die Legitimation der amerikanischen Republik, in: Kleger, Heinz; Müller, Alois (Hrsg.): Religion des Bürgers. Zivilreligion in Amerika und Europa, in: Religion – Wissen – Kultur, Band 3. München, 1986

[22]     So wurde der berüchtigte Artikel 301 des türkischen Strafgesetzbuches über „Herabwürdigung der türkischen Nation, des Staates der türkischen Republik und der Institutionen und Organe des Staates“ [Türk Milletini, Türkiye Cumhuriyeti Devletini, Devletin kurum ve organlarını aşağılama] gegen unzählige Publizisten, Intellektuelle und Künstler angewandt, unter anderem gegen Murat Belge, Teilnehmer der Konferenz zum Armeniergenozid, sowie gegen den 2007 von türkischen Nationalisten ermordeten armenisch-türkischen Herausgeber der Istanbuler Wochenzeitung Agos. Das Gesetz Nr. 5816 über „strafbare Handlungen gegen Atatürk“ (Atatürk Aleyhine İşlenen Suçlar Hakkında Kanun) schützt die Verklärung Mustafa Kemals vor ikonoklastischen Bedrohungen – mit bis zu drei Jahren Freiheitsentzug. Vgl. Türk Ceza Kanunu, Kanun No.: 5237, Kabul Tarihi: 26.9.2004 [Türkisches Strafgesetzbuch, Gesetznummer: 5237, Datum des Inkrafttretens: 26.9.2004], online abrufbar: http://www.tbmm.gov.tr/kanunlar/k5237.html , Stand: 10.1.2011 sowie Türker, Yıldırım: Hrant’ın hikâyesi [Hrants Geschichte], in: Radikal vom 24.7.2006, online abrufbar: URL: http://www.radikal.com.tr/haber.php?haberno=193825 , Stand: 10.1.2011

[23]     In der Präambel der Verfassung der Republik Türkei von 1982, die unumschränkt bis zum 12.9.2010 gültig war, heißt es im Original: „Diese Verfassung, welche den zeitlosen Wert von türkischem Vaterland und Nation sowie die unteilbare Gesamtheit des edlen türkischen Staates ausdrückt, wird, entsprechend des Nationalismusverständnisses des Gründers der Türkischen Republik, unsterblichen Führers und beispiellosen Helden Atatürks (wörtl. „Türkenvater“, Anm. T.S.) und entsprechend Seiner Revolution und Prinzipien, SEITENS DER TÜRKISCHEN NATION den Demokratie liebenden Türkischen Kindern der Liebe zu Vaterland und Nation verbürgt überantwortet.“ [„Türk Vatanı ve Milletinin ebedî varlığını ve Yüce Türk Devletinin bölünmez bütünlüğünü belirleyen bu Anayasa, Türkiye Cumhuriyetinin kurucusu, ölümsüz önder ve eşsiz kahraman Atatürk’ün belirlediği milliyetçilik anlayışı ve O’nun inkılâp ve ilkeleri doğrultusunda; (…) TÜRK MİLLETİ TARAFINDAN, demokrasiye âşık Türk evlatlarının vatan ve millet sevgisine emanet ve tevdi olunur.“]. Gözler, Kemal (Hrsg.): Türkiye Cumhuriyeti Anayasası [Verfassung der Republik Türkei]. Bursa, 2010. Der Text der Verfassung (einschließlich der Änderungen von 2010) ist aus dem Buch entnommen online abrufbar: URL: http://www.anayasa.gen.tr/1982ay.htm , Stand: 10.1.2011

[24]     So der serbische Präsident Boris Tadić anlässlich der Entscheidung des Internationalen Gerichtshofes zu Den Haag über die Frage, ob die Sezession des Kosovo gegen Völkerrecht verstößt oder nicht: „Serbien wird die Unabhängigkeit des Kosovo niemals anerkennen und in den folgenden Tagen haben wir einen klaren Plan für diplomatische Aktivitäten” [Srbija nikada neće priznati nezavisnost Kosova i u narednim danima imamo jasan plan diplomatskih aktivnosti], in: Tadić: Teška odluka za Srbiju, nastavljamo borbu u Ujedinjenim nacijama [Tadić: Eine schwierige Entscheidung für Serbien, wir führen den Kampf bei den Vereinten Nationen fort]. O.V.: Tadić: Teška odluka za Srbiju, nastavljamo borbu u Ujedinjenim nacijama [Tadić: Eine schwierige Entscheidung für Serbien, wir führen den Kampf bei den Vereinten Nationen fort], in: Politika Online vom 23. 07. 2010, URL: http://www.politika.rs/rubrike/tema-dana/Tadic-Teska-odluka-za-srbiju-nastavljamo-bitku-u-Ujedinjenim-nacijama.lt.html , Stand: 10.1.2011

[25]     Vgl. Sigalas, Nikos; Toumarkine, Alexandre: Ingénierie démographique, § 42-46

[26]     Im Gegensatz zum griechisch-türkischen Bevölkerungsaustausch erscheint die Einwanderung aus Jugoslawien in der gleichen Zeitspanne ausgesprochen untererforscht – zumindest durch die neuere türkische Historiographie.

[27]     übersetzt aus: “Bu çerçevede “Türk Dil Kurumu” ve “Türk Tarih Kurumu” ile “Dil-Tarih ve Coğrafya Fakültesi” başta olmak üzere, çok erken yıllarda kurulan çeşitli örgütlere yüklenen ve Atatürk’ün söylevlerinde açıkça gözlenen işlevler de (Türk dilini, tarihini, kültürünü ve uygarlığa katkısını ortaya koymak, bunlara ilişkin bilgiyi, sevgiyi ve bilinci geliştirmek gibi) söz konusu amaca büyük katkıda bulunmuştur.”, in: Çavuşoğlu, Halim: Yugoslavya-Makedonya’dan Türkiye’ye 1952-67 “Kitlesel” Göçü, S. 164

[28]     übersetzt aus: “Hatta daha yakın bir tarihte, 1923-1930 döneminde Yunanistan’dan gelen göçmenlerin torunlarını da sosyolojik alan araştırmalarına konu olabilecek açıklıkta “grup” olarak tespit edebilmek, artık olanaklı değildir.”, in: ebda, S. 164

[29]     übersetzt aus: “Belgrade répondait aux provocations venant de l’autre rive de l’Adriatique par deux séries de mesures : sur le plan intérieur, la suppression des rapports féodaux (1919), et la modernisation de l’économie. Parallelement, on procède à la répopulation du Kosovo-Metohija (la population serbe en provenance des régions montagneuses passives de l’Herzégovine, du Montenegro, de la Bosnie et de la Krajina – l’ancien Confins militaires en Autriche-Hongrie), afin de rétablir l’équilibre démographique qui avait été détruit par des siècles d’occupation ottomane et afin de garantir la ceinture frontalière avec l’Albanie; c’est pourquoi les colons fut la cible constante des attaques des unités albanais venant d’Albanie.“, in: Bataković, Dušan T.: Le passe des territoires: Kosovo-Metohija (XVIIIe-Xxe siècle), in: Balkan Studies, 38. Jg. 1997, Heft 2, Thessaloniki, 1997. Online abrufbar: URL: http://www.rastko.rs/kosovo/istorija/batakovic/batakovic-kos_fr.html , Stand: 10.1.2011, S. 253-283.

[30]     Bataković, Dušan T.: Kosovo-Metohija: The Serbo-Albanian conflict. URL: http://www.batakovic.com/kosovo.html

[31]     Nach meiner Kenntnis der Forschungsliteratur ist es das Verdienst Vladan Jovanovićs, dass die Konferenz von 1935 inzwischen Gegenstand der Forschung ist. Vgl. Jovanović, Vladan: Interministerijalna konferencija. Auch bei Pezo taucht die Konferenz auf, vgl. Pezo, Edvin: Jugoslawien und seine Muslime. Zur Reichweite staatlicher Einflusnahme im Rahmen der Türkei-Aussiedlung (=Dissertation der Universität Jena, 2009) und Pezo, Edvin: ‚Re-Conquering’ Space.

[32]     übersetzt aus: “L’historien serbe Vasa Cubrilovic avait proposé en 1937 à une trubune [sic!] du Club culturel serbe, étant donné les conditions favorables sur le plan international, qu’un plan soit établi pour le départ des Albanais et leur installation en Turquie; cependant il ne s’agissait là que d’un point de vue personnel [q]ui n’eut pas d’echo dans la réalité politique serbe; cela n’a été considéré comme une possibilité de règlement des relations globales avec la minorité albanaise. L’opinion serbe, tout comme la classe politique, préoccupées par les relations avec les Croates et devant les serieuses menaces extérieures ne donnaient pas une grande importance à la question albanaise: selon eux, il s’agissait d’un territoire serbe non contesté.”, in: Bataković, Dušan T.: Le passe des territoires.

[33]     Bezeichnenderweise finden sich die meisten der Kemalismus kritischen Akademikerinnen, deren Beiträge für diese Arbeit so essentiell sind, auf der Teilnehmerliste der ursprünglich an der staatlichen Bosporus Universität geplanten Konferenz, vgl. Programm der Konferenz: „İmparatorluğun Çöküş Döneminde Osmanlı Ermenileri: Bilimsel Sorumluluk ve Demokrasi Sorunları“ (23 – 25. Eylül 2005), Boğaziçi Üniversitesi, o.O.

[34]     McGarry, John: ‘Demographic Engineering’, S. 631

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